Online-HandelLuxuskonzern steigt bei Münchner Mytheresa ein

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Zwei Models mit einer Schachtel von Mytheresa: Die Müchener Firma will wachsen.
Zwei Models mit einer Schachtel von Mytheresa: Die Müchener Firma will wachsen. (Foto: Mytheresa)

Das Cartier-Unternehmen Richmont hält künftig ein Drittel der Aktien des Luxus-Onlinehändlers. Der übernimmt dafür das defizitäre Internetgeschäft der Schweizer und bekommt auch noch mehr als 500 Millionen Euro.

Es ist eine erstaunliche deutsche Erfolgsgeschichte, die bis ins Jahr 1987 zurückreicht: Damals eröffneten die Modehändler Susanne und Christoph Botschen einen Laden in der Münchner Innenstadt. Der Name: Theresa. 2006 starteten sie mytheresa.com, der einer der weltweit größten Online-Shops der Branche wurde. Jetzt will Mytheresa-Chef Michael Kliger weiter expandieren und internationaler Marktführer im Online-Luxusgeschäft werden. Dafür will Kliger den doppelt so großen Rivalen Yoox Net-a-Porter (YNAP) kaufen und in die schwarzen Zahlen führen.

Der Schweizer Luxusgüterkonzern Richemont wird so sein langjähriges Sorgenkind los. Mytheresa bekommt für die Übernahme noch eine Mitgift von 555 Millionen Euro, mit der die Sanierung von YNAP finanziert werden soll. Im Gegenzug beteiligt sich Richemont mit 33 Prozent an Mytheresa. Das Unternehmen verkauft online Mode der großen Luxushäuser und Designer wie Gucci, Yves Saint Laurent, Prada, Burberry oder Valentino. YNAP hat ein noch breiteres Sortiment.

Mytheresa-Chef Michael Kliger hat große Pläne.
Mytheresa-Chef Michael Kliger hat große Pläne. (Foto: Friedrich Bungert)

Die Sanierung von YNAP werde mehrere Jahre dauern, räumte Kliger am Montag in einer Telefonkonferenz ein, denn die Firma schreibe Verluste. „Wir werden viel Arbeit haben, aber die Chancen sind enorm. Wir schaffen eine der führenden Luxusplattformen der Welt.“ Richemont schreibt bei dem Verkauf 1,3 Milliarden Euro ab. Im Dezember 2023 hatte der für „Cartier“-Schmuck und IWC-Uhren bekannte Luxuskonzern den Teilverkauf von YNAP an die britische Farfetch abgeblasen, nachdem Farfetch wiederum vom südkoreanischen E-Commerce-Riesen Coupang übernommen wurde.

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Richemont war 2010 bei dem Start-up Net-a-Porter eingestiegen und übernahm das Unternehmen 2018 nach der Fusion mit Yoox ganz. „Mit dem Verkauf zieht Richemont einen Schlussstrich unter den fehlgeschlagenen Ausflug in die Welt des Online-Handels von Produkten fremder Hersteller, was nie sein Kerngeschäft war“, sagte Analyst Jon Cox von Kepler Cheuvreux. Die Kosten des Ausstiegs seien verkraftbar. Die neuen Aktien der Mytheresa-Holding MYTE Netherlands, die Richemont bekommt, sind rechnerisch gut 110 Millionen Euro wert.

Mytheresa-Chef Kliger hat bereits ein Rezept, wie er YNAP sanieren kann. „Die Wurzel des Übels ist die hohe Komplexität“, sagte er. Die Marken Net-a-Porter und Mr Porter sollen technisch auf die Online-Plattform von Mytheresa umziehen, die auf Luxus-Mode mit Preisnachlässen spezialisierte Yoox soll abgespalten werden. Die Zukunft des Portals ließ Kliger ebenso offen wie einen möglichen Stellenabbau.

„Die Branche hat 18 harte Monate hinter sich“

Mytheresa verkauft derzeit Waren für rund 900 Millionen Euro im Jahr, Net-a-Porter und Mr Porter kommen auf 1,2 Milliarden Euro, Yoox auf weitere 900 Millionen Euro. „Das fusionierte Unternehmen habe das Potenzial, um 15 bis 20 Prozent im Jahr zu wachsen“, sagte Kliger. Ziel sei ein Bruttowarenwert von vier Milliarden Euro im Jahr 2029, bei einer hohen einstelligen operativen Umsatzrendite.

Mytheresa war Anfang 2021 an die New Yorker Börse gebracht worden, damals für eine Bewertung von 2,2 Milliarden Dollar. Mit dem Schritt hielten Investoren das Unternehmen aus der Insolvenz seines Eigentümers, des US-Handelsriesen Neiman Marcus, heraus. Am vergangenen Freitag kam das Unternehmen auf einen Börsenwert von 367 Millionen Dollar. „Die Branche hat 18 harte Monate hinter sich – und vielleicht noch zwölf vor sich“, sagte Kliger.

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