Süddeutsche Zeitung

LuxLeaks:"Ich war nicht allein"

  • Ein ehemaliger Mitarbeiter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC äußert sich in einem Interview über die sogenannten Luxemburg-Leaks.
  • Der 28-Jährige sagt, er habe aus Überzeugung gehandelt.
  • Er betont außerdem, nicht der einzige Whistleblower im Fall der Luxemburger Steuerschlupflöcher zu sein.

Von Bastian Obermayer

Der Mann wird verdächtigt, Teile der sogenannten Luxemburg Leaks-Dokumente weitergegeben zu haben. Jetzt sprach der 28jährige Antoine Deltour mit dem französischen Magazin Libération. Durch die Dokumente war bekannt geworden, mit welchen Steuervergünstigungen die Luxemburger Behörden internationale Großkonzerne ins Land locken. Seit der Enthüllung steht Luxemburg und sein früherer Premierminister Jean-Claude Juncker international in der Kritik.

Der Franzose Deltour ist ehemaliger Angestellter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers (PwC). Er wurde am Freitag in Luxemburg vernommen, wegen "Verletzung von Geschäftsgeheimnissen". Diese Geschäftsgeheimnisse bestanden vor allem in jenen erstaunlichen Steuernachlässen, die inzwischen zu Kritik aus ganz Europa an Luxemburg und dessen ehemaligen Premierminister führte, der inzwischen EU-Kommissionspräsident ist.

In Libération von Montag bestreitet Deltour nicht, die Dokumente weitergereicht zu haben: "Ich habe aus Überzeugung gehandelt", sagt er, "nicht um in die Medien zu kommen". Gleichzeitig betont Deltour, nicht der einzige Whistleblower zu sein. "Ich bin nur ein Teil einer größeren Bewegung", sagt er. "Ich bin also nicht der Einzige." Es seien auch interne Dokumente seines Ex-Arbeitgebers Pricewaterhouse Coopers an die Öffentlichkeit gelangt, die erst nach seiner Zeit dort entstanden seien*. Außerdem seien bei der zweiten LuxLeaks-Welle auch Dokumente berichtet worden, die von anderen internationalen Beratungsunternehmen erstellt worden waren: etwa Deloitte, KPMG oder Ernst & Young.

"Ich mag den Begriff der Steueroptimierung nicht sonderlich"

Zugleich zeigt Deltour sein Mitgefühl für Luxemburg: Es sei ungerecht, dass nur dieses eine Land am Pranger stehe, sagt er, weil die Praktiken in größerem Maßstab System hätten. "Ich mag den Begriff der Steueroptimierung nicht sonderlich, es ist ein Euphemismus", sagt er. Tatsächlich würden bestimmte Länder diese aggressive Steuersparmodelle ermöglichen und bestimmte Wirtschaftsprüfungsunternehmen sie im "industriellem Maßstab" umsetzen.

Die Taten des 28-jährigen haben aber möglicherweise Folgen: Tatsächlich haben sich seit Beginn der LuxLeaks-Affäre etliche Regierungen in Europa für mehr Steuergerechtigkeit ausgesprochen. Frankreich und Belgien haben bereits von den Luxemburger Behörden die Zusicherung, die bislang geheimen Luxemburger Steuer-Deals zu erhalten, die französische Firmen betreffen. Davon zeigt sich der Whistleblower überrascht: "Die politischen Auswirkungen von Luxleaks sind unerwartet für mich: Es wird am Ende eine Frage der Harmonisierung der Steuergrundsätze in Europa sein."

*Anmerkung der Redaktion: Das Zitat, dass auch PwC-Dokumente veröffentlicht wurden, die nach seinem Abgang entstanden sind, wurde nachträglich ergänzt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2267605
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 15.12.2014/sks
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.