Luxemburg:Asteroidenjagd

Lesezeit: 2 min

Asteroiden wie Lutetia könnten irgendwann ausgebeutet werden. (Foto: afp)

Das Großherzogtum will außerirdische Rohstoffe ausbeuten. Auf der Suche nach Weltraum-Metallen tritt es damit auch in Konkurrenz zu Google-Gründer Larry Page.

Von Thomas Kirchner, Brüssel

Luxemburg? Luxemburg! Das kleine Großherzogtum ist längst mehr als ein Finanzplatz, der mit niedrigen Steuern Unternehmen aus aller Welt anzieht. Auch weil sich dieses Geschäftsmodell als wenig zukunftsfähig erweist, hat sich der Kleinstaat in den vergangenen Jahren eine andere Entwicklungsnische gesucht: die Weltraumindustrie, in der er zu den wichtigeren europäischen Spielern zählt. Ein regelrechter Ballungsraum von Unternehmen ist entstanden, mit dem erfolgreichen börsennotierten Satellitenkonzern SES in Betzdorf an der Spitze.

Nun hat die Regierung einen neuen Coup gelandet: Luxemburg wolle zum europäischen "Drehkreuz" werden bei der Förderung von Rohstoffen im All, verkündete Finanzminister Etienne Schneider. Seine Pressekonferenz in Luxemburg war geschickt mit einem Vorabbericht in der Financial Times flankiert, schließlich geht es vor allem darum, Investoren anzulocken - und in Konkurrenz mit den Vereinigten Staaten zu treten, die schon ein bisschen weiter sind. In absehbarer Zukunft könne hier ein lukratives Geschäftsfeld entstehen, erwartet Schneider. Sein Berater Jean-Jacques Dordain, bis vor Kurzem Chef der europäischen Raumfahrtagentur Esa, rechnet mit einem Markt, der am Ende "Billionen" wert sein könnte.

Rohstoffe aus dem All zu holen, ist mehr als Science-Fiction. Jules Verne schrieb Anfang des 19. Jahrhunderts in "Die Jagd nach dem Meteor" über einen Himmelsklotz ganz aus Gold, der auf die Erde stürzt, was allerlei Spekulationsgeschäfte auslöst. Inzwischen ist klar, dass es nur noch wenige Jahre dauern wird, bis tatsächlich Sonden auf einem der etwa 1500 Asteroiden landen werden, die der US-Raumfahrtbehörde Nasa zufolge leicht zu erreichen wären, weil sie sich in einer ähnlichen Umlaufbahn wie die Erde befinden. Auf etwa einem Zehntel dieser Himmelskörper werden wertvolle Metalle vermutet: Gold, Nickel, Titan und vor allem Platin.

Die Vereinigten Staaten sind schon ein wenig weiter. Aber der Wettlauf ist nicht verloren

Die Technologie für solche Operationen existiert schon, doch noch ist das alles sehr teuer. Das wird sich in dem Maße ändern, wie Raumtransporter entwickelt werden, die ins All und wieder zurück fliegen. Daran arbeiten Firmen wie Space-X, eine der Firmen des Seriengründers Elon Musk (Paypal, Tesla Motors, Solar City). Bei Planetary Resources, einem der US-Unternehmen, die direkt in den Rohstoffabbau auf Asteroiden investieren, ist unter anderem Google-Gründer Larry Page eingestiegen. Es hält derzeit mit Teleskopen Ausschau nach geeigneten Asteroiden. Optimisten rechnen mit ersten Missionen noch im laufenden Jahrzehnt. Langfristig, heißt es in der Industrie, gehe es aber nicht nur um die Rohstoffe, sondern auch um das Wasser, das auf Asteroiden aufgespalten würde und als Raketenantriebsmittel für noch viel weitere Raumflüge dienen könnte.

Ende November erst hatte US-Präsident Barack Obama ein Gesetz unterzeichnet, das Unternehmen die kommerzielle Ausbeutung von Rohstoffen im Weltraum erlaubt. Danach können US-Bürger oder US-Unternehmen das Eigentum an im Weltraum geförderten Materialien erwerben.

Bei dem Rennen will nun auch Luxemburg mitmachen und mutige Firmen ins Ländle locken. Nur eines habe er nicht im Sinn, beteuert Schneider: ihnen Steuervorteile zu bieten.

© SZ vom 04.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: