Luftverkehr:Ryanair bietet für Alitalia

Der irische Billigflieger hat ein Angebot für die marode Alitalia abgegeben. Nach einem Quartalsgewinn will er den Druck auf die Rivalen erhöhen.

Die irische Fluggesellschaft Ryanair hat Interesse an einer Übernahme der hoch verschuldeten italienischen Airline Alitalia. Der Konzern habe ein unverbindliches Angebot eingereicht, sagte Finanzchef Neil Sorahan am Montag der Nachrichtenagentur Reuters und bestätigte damit italienische Presseberichte. Demnach sollen insgesamt fast 20 Fluggesellschaften Interesse an der maroden Alitalia angemeldet haben. Da es sich bei Alitalia um die "größte Airline in Italien" handele, sei es wichtig, dass Ryanair in den Prozess um den Kauf des Unternehmens involviert sei, teilte das Unternehmen mit. Der Billigflieger nannte am Montag aber keine Kaufsumme. Ryanair-Chef Michael O'Leary hatte im Juni erklärt, falls sich die Iren für eine Investition bei Alitalia entschieden, würde Ryanair eine Mehrheit an der angeschlagenen Fluglinie anstreben.

Die italienische Alitalia schreibt seit Jahren Verluste und ist zum Kauf ausgeschrieben. Sie war im Mai unter kommissarische Aufsicht gestellt worden, nachdem ein Sanierungsplan für die verschuldete Fluggesellschaft gescheitert war, der Lohnkürzungen und Stellenstreichungen vorsah. Eine Verstaatlichung schloss die italienische Regierung bereits aus, sie favorisiert eine Komplettübernahme und hält mit einem Überbrückungskredit den Flugverkehr für insgesamt sechs Monate aufrecht. Bis zum Fristende am Freitagabend hätten sich knapp 20 Konkurrenten gemeldet, die Alitalia eventuell übernehmen wollten, berichteten italienische Medien - darunter der britische Billigflieger Easyjet, British Airways und Delta Airlines aus den USA. Verbindliche Angebote müssen bis Oktober vorliegen.

Die Iren fordern vor dem Brexit eine Übereinkunft für den Flugverkehr mit Großbritannien

Ryanair steht derzeit gut da: Sein zweites Quartal von April bis Ende Juni schloss der Billigflieger mit einem Nettogewinn von 397 Millionen Euro ab, wie Unternehmenschef O'Leary mitteilte. Das waren 55 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum - was aber zum großen Teil damit zu hatte, dass Ostern in diesem Jahr im April lag und im vergangenen Jahr im März, wie O'Leary selbst sagte. Ryanair sei weiterhin "unsicher", wie sich das zweite Halbjahr entwickeln werde, sagte der Unternehmenschef und verwies auf die Brexit-Verhandlungen zwischen EU und Großbritannien, wo Ryanair ein Viertel seines Umsatzes macht. Deutlich vor dem im März 2019 geplanten Austritt Großbritanniens aus der EU müsse es eine Übereinkunft für den Luftverkehr geben, forderte O'Leary.

Ryanair kündigte zudem an, die Ticketpreise im Spätsommer um bis zu neun Prozent zu senken. Damit könnten Rivalen auf der Kurzstrecke in Turbulenzen geraten, sagte Finanzchef Sorahan.

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