Luftverkehr:Rückkehr der "737 Max"

Boeing 737 Max Planes Sit Idle As Company Continues To Work On Software Glitch That Contributed To Two Fatal Jetliner Crashes

Der Boeing-Konzern hat auf seinen Freiflächen wie hier in Seattle Flugzeuge des Typs 737 Max zwischengeparkt.

(Foto: David Ryder/AFP)

Der Hersteller Boeing erwartet, dass das Flugzeug nach zwei Abstürzen dieses Typs bald wieder starten darf. Lange Tests könnten dies aber verzögern.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Der amerikanischen Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA) ist es immer noch wichtig, Folgendes zu betonen: "Wir haben keinen Zeitplan", so der stellvertretende FAA-Chef Dan Elwell. Es gilt, nur nicht den Eindruck zu erwecken, als gäbe es irgendwelche Vorabsprachen mit dem Flugzeughersteller Boeing, was das Ende des Flugverbotes für dessen 737-Max-Baureihe angeht. Wenn Boeing die überarbeitete Flug-Software vorlege, dann werde diese geprüft. Und dies dauere dann so lange, wie es eben dauert.

Mehr als fünf Monate, nachdem Luftfahrtbehörden weltweit das wichtigste Modell des US-Konzerns aus dem Verkehr gezogen haben, hat aber zumindest Boeing intern einen Zeitplan entwickelt. In den nächsten Wochen sollen nun wirklich alle Änderungen zur Genehmigung vorgelegt werden, damit der Bann im vierten Quartal aufgehoben werden kann.

Boeing kündigte an, demnächst mehrere Hundert Mitarbeiter in Moses Lake/Bundesstaat Washington anzustellen. Moses Lake ist ein kleiner Ort, hat aber einen Flughafen, den Boeing und andere Hersteller gerne für Flugtests verwenden. Derzeit ist der Airport aber mehr ein Parkplatz für Dutzende 737 Max, die dort abgestellt sind - die Flächen in Seattle und dem Vorort Renton sind längst voll belegt. Nun sollen die Maschinen dort bald reaktiviert werden, um dann zum Boeing Field nach Seattle zurückgeflogen zu werden. Dort werden sie dann in den nächsten Monaten mit neuer Software ausgeliefert werden.

Auch den Lieferanten hat Boeing nun offenbar konkreter mitgeteilt, wie die Produktion wieder beschleunigt werden kann, nachdem Konzernchef Dennis Muilenburg die Investoren noch vor Wochen mit der Aussage aufgeschreckt hatte, dass die Montage der 737 bei einer noch längeren Wartezeit für eine Weile ganz ausgesetzt werden könne. Derzeit werden jeden Monat 42 Maschinen des Typs 737 auf Halde produziert, zehn weniger als vor dem Flugverbot.

Die 737 Max war nach zwei Abstürzen von Maschinen der indonesischen Lion Air und Ethiopian Airlines, bei denen 346 Menschen ums Leben gekommen sind, am 12. März aus dem Verkehr gezogen worden. Boeing ist inzwischen erstmals von einem Abnehmer des Unglücksfliegers auf Schadenersatz verklagt worden. Die zum russischen Staatsbetrieb Rostec gehörende Firma Avia Capital Services beschuldigt Boeing, beim Verkauf der 737 Max Informationen zur Flugtauglichkeit verschwiegen und Vertragsbruch begangen zu haben. Bei beiden Unfällen hat eine Steuerungs-Software, die zur Unzeit mutmaßlich wegen falscher Sensordaten eingriff, eine entscheidende Rolle gespielt. Boeing hat das sogenannte Maneuvering Characteristics Augmentation System (MCAS) grundlegend überarbeitet und weitgehend entschärft, die FAA verlangte außerdem weitere Änderungen, die die Rückkehr der Max weiter verzögert haben. Es kann gut sein, dass die FAA Boeing aber noch einmal einen Strich durch die Rechnung macht. Denn das Rückkehrprozedere klingt nach einer sehr umfangreichen Aktion. Nicht nur die neue Software wird untersucht. Die Behörde will zudem Piloten aus aller Welt, darunter auch unerfahrene Co-Piloten, einladen und zur Probe fliegen lassen. So will sie sicherstellen, dass ganz normale Linienpiloten, die nicht extra geschult sind, das MCAS-System beherrschen können.

Es gibt aber noch eine weitere große Unbekannte: Die internationalen Aufsichtsbehörden wie die European Aviation Safety Agency (EASA) wollen nach den schlechten Erfahrungen, die sie mit der FAA gemacht haben, selbst ausführlich prüfen. Schon um dies zu dokumentieren, dürfte sich die Testphase für das Flugzeug wohl noch einmal um etliche Wochen verlängern.

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