Lufthansa kauft sich in Italien ein:Alitalia - ciao bella

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Fliegen bald im Auftrag der "Lufthansa": eine Maschine der italienischen Fluglinie "Ita". (Foto: Andreas Haas/IMAGO/dieBildmanufaktur)

Die Lufthansa kauft sich in Italien ein: Die Deutschen übernehmen die Nachfolgerin der einst legendären Fluglinie.

Von Marc Beise, Rom

Wie sind die Zeiten doch nüchtern geworden. Da übernimmt die Lufthansa an diesem Montag die Herrschaft über den italienischen Flugverkehr, und es fällt gar nicht richtig auf. Keine Begeisterung in Deutschland: Italien, wir kommen. Umgekehrt in Italien keine große Aufwallung nach dem Motto: unsere elegante Airline, und nun ausgerechnet die Deutschen.

Elegant war die italienische Staatslinie ja allemal. Vor knapp 80 Jahren hob sie das erste Mal ab. Man schrieb das Jahr 1947, gerade erst war der Weltkrieg vorbei, Deutschland lag in Trümmern, an Reisen in den Süden war nicht zu denken. Da kam die Nachricht über die Alpen, dass die Italiener jetzt in die Luft gingen. Der erste Flug einer Fiat-G.12-Propellermaschine der neuen Gesellschaft Alitalia ging den Stiefel hinunter von Turin mit Zwischenlandung in Rom nach Catania. Sizilien!

Als sich dann die Deutschen zunächst meist im Bus wieder zum Urlaub über den Brenner wagten, da war die Alitalia schon weltweit bekannt. Ali, italienisch für Flügel: Ein Land hob ab. Miracolo economico, damals hatte Italien, nicht Deutschland den Begriff Wirtschaftswunder gepachtet – und die Airline mit dem stilisierten „A“ in den Nationalfarben Grün-weiß-rot, das die ganze Heckflosse bedeckte, war sein Gesicht. Wie gut Piloten und Flugbegleiterinnen aussahen, allein schon die Uniformen waren ein Hingucker, wie sollte es anders sein im Land der Mode. Die Betreuung an Bord war fantastisch, natürlich gab es frische Pasta. Gina Lollobrigida und Sophia Loren posierten auf der Gangway, und wenn der Papst in die Welt flog, dann immer in einem Alitalia-Flugzeug.

Spätestens in den 1990er-Jahren aber verblasste der Mythos. Die harte betriebswirtschaftliche Realität kam immer mehr ins Blickfeld. Alitalia wurde nun zum Sinnbild des Scheiterns. Die Manager waren unfähig, die Gehälter zu hoch, die Gewerkschaften zu streikwillig. Die Alitalia siechte in Schönheit dahin, am Ende hatte sie viele Hundert Millionen Euro Schulden. Also gründete Italien 2020 einfach eine neue Fluggesellschaft, die ITA. Die Italia Transporto Aereo macht ihren Job mittlerweile gar nicht schlecht, aber eben nicht gut genug. Weshalb nicht einmal die Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, die im Wahlkampf noch versprochen hatte, die ITA vor den Ausländern zu retten, etwas dagegen hat, dass jetzt die Deutschen kommen. Sie übernehmen zunächst 41 Prozent für 325 Millionen Euro, aber die Komplettübernahme ist terminiert.

Für das Unternehmen und die Kunden wird sich einiges ändern. Die neue ITA muss Routen abgeben, andere kommen dazu. Sie wechselt das Airline-Bündnis und stößt zur Star Alliance, und es kann sein, dass die Preise steigen. Die ITA hat auch einiges zu bieten, 100 Flugzeuge zum Beispiel, damit wird sie zur größten Auslandsgesellschaft der Lufthansa. Ihr Stützpunkt, der Flughafen Rom-Fiumicino, ist top in Schuss, weltweit bekannt und als Ziel begehrt, er wird nun zum sechsten und südlichsten Drehkreuz in der Lufthansa-Welt. Neuer Chef soll der Mann werden, der für die Deutschen den Deal verhandelt hat: Lufthansa-Manager Jörg Eberhart. Er kennt Land und Fluglinie, mit seiner Familie lebt er schon lange in Italien. Da schließt sich der Kreis.

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