Flugreisen:Lufthansa streicht Gratis-Verpflegung

Was sich in 100 Jahren Linienflug getan hat

Schmeckt nicht jedem und kostet künftig auch Geld: Gratis-Tomatensaft gibt es bei Lufthansa von März an nur noch auf der Langstrecke.

(Foto: Maurizio Gambarini/dpa)

Tomatensaft und labberiger Toast? Na, wenn's nichts kostet. Doch damit ist bald Schluss: Lufthansa-Passagiere sollen auf Kurz- und Mittelstrecken für Essen und Trinken zahlen. Umsonst gibt es nur noch Wasser.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Wurst oder Käse? Gut, der Tag war lang, es gab kaum Gelegenheit, etwas zu essen, und das kleine Sandwich ist ja auch noch im Preis inklusive. Also essen? Oder durchhalten und die Stunde oder zwei bis nach Hause hungrig überstehen? Viele kennen dieses Dilemma, auch die Kunden der größten deutschen Fluglinie.

Man tritt wohl niemandem bei Lufthansa zu nahe, wenn man die ungetoasteten Lappen, die sie bislang in der Zeit vor der Corona-Pandemie auf den kürzeren Europastrecken an die Economy-Passagiere verteilt hat, nicht so lecker gefunden hat. Schließlich gibt das sogar Christina Foerster selbst zu, die im Lufthansa-Vorstand für das Bordprodukt zuständig ist. Sie sagt es nur etwas anders, nämlich so: "Unser bisheriges Snackangebot in der Economy Class erfüllt häufig nicht die Erwartungen unserer Kunden."

Unter anderem deswegen wird es jetzt auch abgeschafft. Vom kommenden Frühjahr an werden die Airlines der Gruppe auf Kurz- und Mittelstreckenflügen das Cateringkonzept umstellen. Es wird etwas zu essen angeboten, aber nicht mehr kostenlos. Das, was die Passagiere kaufen können, soll dann aber laut Foerster "qualitativ hochwertig sein."

Die Entscheidung der Lufthansa ist durchaus bemerkenswert. Immerhin hatte sich der Konzern jahrelang dagegen gesträubt, das Catering kostenpflichtig zu machen und es stattdessen wie Freigepäck und freie Sitzplatzwahl zu einem Unterscheidungsmerkmal gegenüber den Billigfluggesellschaften gemacht. Nur Ableger Eurowings nimmt Geld für Essen und Getränke an Bord.

Das bisherige Speise- und Getränkekonzept von Lufthansa war eine Wissenschaft für sich. Bei Blockzeiten bis 65 Minuten (also von Gate zu Gate) gab es nur einen Müsliriegel, zwischen 66 Minuten und drei Stunden die berüchtigten Sandwiches und ab 181 Minuten ein warmes Essen. Den vollen Getränkeservice inklusive dem bei Passagieren speziell beliebten Tomatensaft bot Lufthansa ab 50 Minuten an.

Bei Air Berlin gab's mal Gratis-Currywurst, auch schon lange her

Wegen der Corona-Pandemie war zuletzt aber alles anders. Snacks wie Schokoriegel bekommen die Passagiere bei Flügen zwischen zwei und drei Stunden, bei längeren Reisen gibt es derzeit Wraps.

Ab März ist bei Swiss und Lufthansa nur noch eine Flasche Wasser kostenlos, bei Austrian müssen die Passagiere dann auch dafür bezahlen. Das sonstige Cateringangebot und die Preise werden noch diskutiert, es soll aber "unterschiedliche Ausprägungen" und "regionale Bezüge" haben und der Schwerpunkt soll auf "frischen Produkten" liegen.

Nach Corona beginnen also neue Zeiten an Bord. Früher gab es bei Air Berlin während der Touristikmesse ITB Currywurst umsonst für alle an Bord. Aber Air Berlin ist ja auch schon lange pleite.

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