Süddeutsche Zeitung

Lufthansa-Rettung:"Wir packen das"

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Die Lufthansa-Aktionäre stimmen der staatlichen Milliardenrettung mit großer Mehrheit zu. Erste Konkurrenten kündigen schon an, gegen den Staatseinstieg klagen zu wollen.

Von Caspar Busse und Jens Flottau, Frankfurt

Lufthansa kommt wieder in staatliche Hand, zumindest teilweise. Am Donnerstag haben die Aktionäre auf der außerordentlichen Hauptversammlung den Weg für eine Aktienbeteiligung des Bundes freigemacht und damit das milliardenschwere Hilfspaket abgesegnet. Die Zustimmungsquote lag bei 98,4 Prozent. Zuvor hatte es lange Diskussionen gegeben. Der Münchner Milliardär Heinz Hermann Thiele, der seine Beteiligung auf gut 15 Prozent aufgestockt hatte, hatte mit einer Ablehnung des Staatseinstiegs gedroht. Jetzt geht Lufthansa davon aus, mit Hilfe der Staatsmilliarden durch die schwere Krise zu kommen.

"Wir packen das", sagte Karl-Ludwig Kley, der Vorsitzende des Lufthansa-Aufsichtsrats, bei der im Internet übertragenen virtuellen Aktionärsversammlung. Aufsichtsrat und Vorstand hatten zuvor sehr um die Zustimmung für das staatliche Rettungspaket geworben, das ein Volumen von neun Milliarden Euro hat. Ohne Unterstützung hätte der Airline in den nächsten Tagen die Pleite gedroht, so Kley. "Wir haben kein Geld mehr", fügte er an. Zuletzt hatte Lufthansa eine Million Euro pro Stunde verloren.

"Es ist ohne Zweifel ein historischer Moment für unser Unternehmen", sagte Vorstandschef Carsten Spohr zu den Aktionären. Der Neustart nach dem Stillstand durch die Corona-Zwangsmaßnahmen könne nicht aus eigener Kraft durchgeführt werden. Die Krise hatte die Lufthansa sehr getroffen, der Flugbetrieb war weitgehend zum Stillstand gekommen. Insgesamt neun Milliarden Euro will die Bundesregierung zur Verfügung stellen, größtenteils über Kredite, aber auch als direkte Beteiligung von 20 Prozent. Die Hilfe sei nicht umsonst, betonte Spohr: "Das Stabilisierungspaket ist kein Geschenk." Das Unternehmen werde für die Rückzahlung der Kredite, die mit bis zu neun Prozent verzinst werden, hart arbeiten müssen. Auch Aufsichtsratschef Kley sprach von einer erheblichen Belastung für die Airline: "Für den Staat ist es ein lukratives Geschäft. Das freut uns für den Steuerzahler."

Die Konkurrenz will gegen die Hilfen klagen

Spohr kündigte einen Umbau und "schmerzhafte Personalmaßnahmen" an. Derzeit hat die Fluggesellschaft weltweit rund 138 000 Beschäftigte. In der Nacht zu Donnerstag hatte sich Lufthansa mit der Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo auf ein Sparpaket geeinigt, etwa durch einen Verzicht auf Lohnerhöhungen und reduzierte Flugstunden. Kündigungen sollen dadurch vermieden werden. Auch die Piloten sind zu Zugeständnissen bereit.

Um die Hilfe für Lufthansa hatte es große Auseinandersetzungen gegeben. Die EU-Kommission genehmigte am Donnerstag die Hilfen. Lufthansa muss Start- und Landerechte an den Flughäfen München und Frankfurt abgeben, damit der Wettbewerb gewährleistet bleibt. Ryanair kündigte Klage gegen die Hilfen an. "Dies ist ein spektakulärer Fall, in dem ein reicher EU-Mitgliedstaat die EU-Verträge zum Nutzen seiner nationalen Industrie und zum Nachteil ärmerer Länder ignoriert", so Ryanair-Chef Michael O'Leary.

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SZ vom 26.06.2020
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