Lufthansa kauft Austrian Airlines:Krisenairline zum Minipreis

Zuwachs für die Lufthansa-Familie: Deutschlands größte Fluggesellschaft steht vor dem Kauf der verschuldeten Austrian Airlines - für einen symbolischen Betrag.

Der Bieterkampf um die krisengeschüttelte Fluggesellschaft Austrian Airlines (AUA) ist entschieden - und offenbar geht Deutschlands größte Airline als Sieger aus dem Wettstreit hervor. Der Chef der für den AUA-Verkauf zuständigen Staatsholding ÖIAG, Peter Michaelis, sagte in einer in Wien veröffentlichten Erklärung, er "erwarte einen Vertragsabschluss innerhalb eines Monats". In der nächsten Aufsichtsratssitzung der Holding am 5. Dezember sollten die nötigen Beschlüsse gefasst werden.

Lufthansa kauft Austrian Airlines: Austrian Airlines wird verkauft - höchstwahrscheinlich an die Deutsche Lufthansa.

Austrian Airlines wird verkauft - höchstwahrscheinlich an die Deutsche Lufthansa.

(Foto: Foto: AP)

Neben der Lufthansa hatten sich auch Air France/KLM sowie die russische S7 für die Österreicher interessiert, diese würden aber nicht mehr berücksichtigt, hieß es in Wien. Die ÖIAG besitzt einen Anteil von knapp 42 Prozent an der Airline.

Die Lufthansa hatte ihr Angebot für die Übernahme der mit fast einer Milliarde Euro verschuldeten AUA bis zum 3. Dezember befristet, eine Stellungnahme des Konzerns gab es nicht. "Wir sind im Bieterverfahren, und solange kommentieren wir einzelne Schritte nicht", sagte ein Sprecher des Unternehmens. Im ersten Halbjahr fuhr die AUA trotz eines Sanierungsplans ein Minus von 48,7 Millionen Euro ein.

Sperrminorität für Österreicher

Nach in Wien vorliegenden Informationen ist die deutsche Fluggesellschaft bereit, die rot-weiß-rote Fluglinie zu einem eher symbolischen Preis zu erwerben, falls der österreichische Staat einen großen Teil der Schulden übernimmt. Dazu hatte sich die Regierung in Wien Ende Oktober bereiterklärt. Die Lufthansa strebt nach eigenen Angaben eine Übernahme der staatlichen 42,75 Prozent an der AUA sowie den Erwerb der im Streubesitz befindlichen Aktien an. Nach einem Beschluss der österreichischen Regierung soll allerdings eine Sperrminorität in österreichischem Besitz bleiben.

Michaelis, der seit langem als Befürworter einer Übernahme durch die LH gilt, sagte, in den Gesprächen mit der Lufthansa würden nun die Möglichkeiten einer EU-konformen Umsetzung "der von der Lufthansa geforderten teilweisen Übernahme der Lasten der AUA evaluiert". Gleichzeitig würden die Vertragsdetails ausgearbeitet. Ein Einspruch der EU-Kommission werde nicht erwartet.

Österreichischen Presseberichten zufolge hat die Lufthansa keine Standortgarantie für Wien als Zentrale der AUA abgegeben. Ohne eine Übernahme durch einen größeren Partner wäre die Fluglinie nach Expertenmeinung nicht überlebensfähig. Selbst bei einer Übernahme durch die Lufthansa müsse mit einem Abbau von rund 2000 der etwa 8000 Stellen gerechnet werden.

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