Luftverkehr:Lufthansa besorgt sich noch mehr Geld

Lufthansa startet zu ihrem längsten Nonstop-Passagierflug

Ein Lufthansa-Flieger am Hamburger Flughafen.

(Foto: Daniel Bockwoldt/dpa)

Mit Anleihen in Höhe von 1,6 Milliarden Euro wird unter anderem ein KfW-Kredit vorzeitig abgelöst.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Die Lufthansa hat sich erneut am Kapitalmarkt über eine Anleihe 1,6 Milliarden Euro frisches Geld besorgt und beginnt nun, die im vergangenen Jahr gewährten Staatshilfen zurückzuzahlen. Die Fluggesellschaft will mit den Mitteln aus der am Donnerstag platzierten Anleihe einen KfW-Kredit in Höhe von einer Milliarde Euro tilgen, der eigentlich eine Laufzeit von drei Jahren, also bis Mitte 2023 gehabt hat.

Lufthansa hatte im Juni 2020 insgesamt rund neun Milliarden Euro an staatlichen Hilfen erhalten, um inmitten der Corona-Pandemie eine Insolvenz zu vermeiden. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) der Bundesregierung leistete stille Einlagen von insgesamt 5,7 Milliarden Euro. Die Schweiz, Österreich und Belgien stellten Kredite von insgesamt zwei Milliarden Euro zur Verfügung - in den drei Ländern sind die Lufthansa-Töchter Swiss, Austrian und Brussels Airlines ansässig. Die KfW stellte zusätzlich eine Milliarde zur Verfügung.

300 Flugzeuge nun nicht mehr verpfändet

Dass die Fluggesellschaft den KfW-Kredit nun vorzeitig loswird, hat für sie mehrere Vorteile. Als Sicherheit hatte sie 300 Flugzeuge verpfänden müssen. Diese sind nun wieder frei für andere Finanzierungen, sollten diese nötig sein. Auch das sogenannte Ringfencing fällt als Auflage weg: Lufthansa kann nun den ausländischen Tochtergesellschaften weitere Hilfen zukommen lassen, ohne zuerst das KfW-Darlehen bedienen zu müssen. "Trotz der Rückzahlung ist es jedoch wahrscheinlich, dass wir weitere Elemente des Stabilisierungspakets in Anspruch nehmen werden, die derzeit ungenutzt sind", so Lufthansa-Finanzvorstand Remco Steenbergen. "In welchem Umfang wir dies tun werden, hängt vom weiteren Verlauf der Pandemie ab."

Vor allem aber sieht es gut aus, wenn der Konzern trotz weiterhin katastrophaler Lage im Luftverkehr beginnen kann, das Staatshilfepaket abzutragen. Das liegt vor allem daran, dass es der Airline deutlich früher als angenommen gelungen ist, sich wieder Geld auf dem Kapitalmarkt zu besorgen. So konnte sie schon im Herbst 2020 eine Wandelanleihe in Höhe von 600 Millionen Euro und eine Unternehmensanleihe von einer Milliarde platzieren. Zusätzlich beschaffte sie sich 500 Millionen über neue Flugzeugfinanzierungen wie sogenannte Sale-and-Lease-Back-Verträge, bei denen sie Maschinen verkauft und sie direkt zurückmietet. Die seit Ende vergangenen Jahres eingenommenen Mittel reichen aber nicht nur für den KfW-Kredit, sondern auch für alle Verbindlichkeiten, die im Laufe des Jahres 2021 fällig werden.

Lufthansa hat ein hohes Interesse daran, die Staatshilfen möglichst schnell zurückzuzahlen. Dies hat finanzielle und strategische Gründe: Die stille Einlage ist hoch verzinst und wird teurer, je länger Lufthansa sie nicht zurückzahlt. Sie will auch den Hauptaktionär WSF, der 20 Prozent der Anteile hält, schnell wieder loswerden und wieder ein vollständig privates Unternehmen sein. Erst dann hat das Lufthansa-Management bei vielen Entscheidungen freie Hand - unter anderem bei möglichen Übernahmen.

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