Italien:Nach 20 Jahren: Jetzt ist der Weg für Lufthansa in Italien frei

Lesezeit: 2 Min.

Eine Maschine der italienische Fluglinie ITA auf dem Flughafen in Rom. (Foto: Remo Casilli/Reuters)

Das italienische Wirtschafts- und Finanzministerium drohte die Übernahme der Fluglinie ITA Airways durch die Deutschen in letzter Sekunde zu blockieren. Nun gibt es doch noch eine Lösung.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Irgendwie hätte es wirklich gut zu dieser Saga gepasst, wenn am Ende alles doch noch im Chaos geendet wäre. Schon vor rund 20 Jahren hatte Lufthansa versucht, die damalige italienische Fluglinie Alitalia zu kaufen, was ihr glücklicherweise nicht gelungen ist. Seit mehreren Jahren versucht sie unter allerlei Mühen und unerwarteten Wendungen, die neue Staatsairline ITA Airways, quasi den Nachfolger von Alitalia, zu übernehmen. Und natürlich, als alle Schritte nur noch Formalien zu sein schienen, drohte eine Woche vor der absolut letztmöglichen Deadline die italienische Regierung alles abzusagen.

Am Montagabend dann Entwarnung: Das Wirtschafts- und Finanzministerium in Rom unterschrieb als letzte Partei das Papier, mit dem Lufthansa, ITA und alle anderen Beteiligten der Europäischen Kommission darlegen, wie sie deren Auflagen zu erfüllen gedenken. Zwar will man in diesem Fall nur zur Sicherheit nicht mehr ausschließen, dass noch irgendein Problem aus heiterem Himmel auftaucht, doch mittlerweile kann man mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass Lufthansa bei ITA Airways einsteigen und sie in spätestens ein paar Jahren auch ganz übernehmen wird.

Am Ende ging es vor allem um den Kaufpreis

Das mutmaßlich letzte Kapitel in dem Drama drehte sich um den Kaufpreis: Die Lufthansa hätte einer bestimmten Lesart des Übernahmevertrages zufolge für die zweite Tranche weniger als die vereinbarten 325 Millionen Euro bezahlen müssen, weil sich der Einstieg wegen der langen EU-Genehmigung verzögert hatte und ITA Airways nun in einem schlechteren wirtschaftlichen Zustand ist als in der Hochsaison im Sommer. Dies wollte die italienische Regierung aber auf keinen Fall akzeptieren, man wollte die Airline nicht unter Wert verkaufen. Es folgten interne Krisengespräche und hochrangig besetzte Verhandlungen. Am Ende einigten sich die beiden Seiten dem Vernehmen nach darauf, den Preis auf dem alten Niveau zu belassen.

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Lufthansa wird also zunächst in Form einer Kapitalerhöhung 41 Prozent der ITA-Anteile für 325 Millionen Euro übernehmen, später dann 49 Prozent für den gleichen Betrag dem italienischen Staat abkaufen. In einem dritten Schritt kann sie sich dann die übrigen zehn Prozent der Anteile sichern. Auch bei der dritten Tranche ist der Preis abhängig von der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens zum Zeitpunkt der Übernahme. Wenn die Integration die erhofften positiven Folgen für die kleine Airline hat, dann wird Lufthansa ein paar Millionen mehr bezahlen müssen, aber sie wird das wohl gerne tun, denn sie wird bis dahin ja selbst von der besseren Lage ihrer neuen Tochtergesellschaft profitiert haben.

Die Europäische Kommission hatte gefordert, dass Lufthansa und ITA auf einigen innereuropäischen und inneritalienischen Strecken von Mailand und Rom aus Konkurrenten Start- und Landezeiten zur Verfügung stellen. Auch drei Langstrecken waren betroffen – darauf eingegangen sind Easyjet, International Airlines Group (unter anderem British Airways und Iberia) und Air France-KLM. Die letzten Formalien dürften in den kommenden Wochen über die Bühne gehen.

Spätestens im neuen Jahr wird dann der bisherige Lufthansa-Strategiechef Jörg Eberhart neuer Chef der ITA. Der Mann kennt sich in Italien gut aus: Sieben Jahre lang leitete er dort den Lufthansa-Ableger Air Dolomiti mit Sitz in Verona.

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