Lufthansas geplante Übernahme der italienischen Fluggesellschaft ITA Airways ist in letzter Minute überraschend ins Stocken geraten. Die beiden Seiten diskutieren dem Vernehmen nach über eine Klausel im Kaufvertrag, mit der der Preis um zehn Millionen Euro fallen könnte.
Eigentlich sollten Lufthansa, ITA und das italienische Wirtschaftsministerium bis Montagabend die Bedingungen schriftlich bestätigen, unter denen die Europäische Kommission die Übernahme genehmigte. Auch drei Fluggesellschaften, die Start- und Landezeiten von ITA übernehmen würden, sollten dies der Wettbewerbsbehörde schriftlich bestätigen. Doch dann verweigerte das Ministerium die Unterschrift und ließ hinter den Kulissen wissen, es werde ITA nicht unter Wert verkaufen.
Der italienische Staat und Lufthansa hatten sich 2023 auf die Kaufmodalitäten geeinigt: Lufthansa würde in einer ersten Tranche 325 Millionen Euro für einen Anteil von 41 Prozent zahlen, später dann weitere 325 Millionen für zusätzliche 49 Prozent. Die zweite Tranche kann aber auch billiger oder teurer werden, je nachdem, wie sich ITA wirtschaftlich entwickelt.
Die Haltung des italienischen Wirtschaftsministeriums hat Branchenkreisen zufolge in der Frankfurter Lufthansa-Zentrale, gelinde gesagt, für leichte Fassungslosigkeit gesorgt, zumal offenbar noch gar nicht feststeht, ob die Klausel zu einem geringeren Kaufpreis führt. Das Ministerium wiederum argumentiert offenbar, Lufthansa wolle den Kaufpreis auf jeden Fall drücken.
Noch haben die beiden Seiten Zeit, ihren Disput auszuräumen. Bis zum 11. November müssen die Vorschläge bei der EU eingereicht werden. Falls nicht, wäre die Transaktion wohl vom Tisch, für Lufthansa ein großer Rückschlag beim Versuch, einen größeren Teil des europäischen Luftfahrtmarktes zu kontrollieren. ITA müsste dann bis auf Weiteres eigenständig überleben.