Lufthansa-Chef Carsten Spohr rechnet noch vor der Europawahl am kommenden Wochenende mit einer positiven Entscheidung der Europäischen Kommission zur geplanten Übernahme von ITA Airways. „Die Kommission wird uns diese Woche eine klare Richtung anzeigen“, sagte Spohr am Rande der Jahresversammlung der International Air Transport Association (IATA). Formal angekündigt werde die Entscheidung erst in einigen Wochen, da noch viele rechtliche Details und Formalien zu klären seien.
Der Konzern hat sich mit der italienischen Regierung geeinigt, zunächst einen Minderheitsanteil, verbunden mit der unternehmerischen Führung von ITA, zu übernehmen. Später will Lufthansa ITA Airways, die neue italienische Fluggesellschaft und De-facto-Nachfolger der bankrotten Alitalia, ganz übernehmen. Jedoch hat die Europäische Kommission das Vorhaben bislang blockiert. Zuletzt forderte die Behörde, dass ITA nicht in das Joint Venture für Transatlantikstrecken aufgenommen werde, das Lufthansa mit United und Air Canada unterhält. Für Lufthansa eine eigentlich nicht annehmbare Bedingung, denn damit wäre ITA in einem sehr wichtigen Markt nicht wettbewerbsfähig.
Laut Spohr fordert Lufthansa, dass die Kommission bei ihrer Betrachtung der Wettbewerbslage auch Flüge über andere europäische Drehkreuze berücksichtigt und nicht nur Direktflüge von Italien in die USA. Weil jeder große Konzern die Langstrecken über die jeweiligen Hubs wie Frankfurt oder München abwickele, sei es normal, dass auf Direktflügen oft nur eine Fluglinie operiere. Die Kunden könnten aber auf Umsteigeverbindungen von Konkurrenten ausweichen.
Für Lufthansa ist die Übernahme von weiteren Fluggesellschaften besonders wichtig, weil ihr eigentlicher Heimatmarkt im Vergleich zu anderen Weltregionen langsamer wächst. Um Schritt zu halten, sei deswegen die Konsolidierung nötig, so Spohr. ITA ist in Italien derzeit nur ein relativ kleiner Anbieter, der darauf hofft, mit Hilfe von Lufthansa in Rom ein weiteres Drehkreuz aufbauen zu können. Marktführer ist die Billigfluglinie Ryanair. Formal hat die Europäische Kommission bis Anfang Juli Zeit, die Causa Lufthansa/ITA zu entscheiden.