Dank gestiegener Ticketpreise fliegt die Lufthansa Rekordgewinne ein. Nach dem mit 1,1 Milliarden Euro höchsten Betriebsergebnis in einem zweiten Quartal werde dieses Jahr mit mehr als 2,6 Milliarden Euro Gewinn eines der besten der Unternehmensgeschichte, erklärte Vorstandschef Carsten Spohr. Einige Analysten rechnen sogar damit, dass die Airline-Gruppe ihren 2017 markierten Bestwert von knapp drei Milliarden Euro erreicht. "Die Lufthansa ist nicht nur zurück", sagte Spohr, "wir blicken optimistisch wie selten zuvor in die Zukunft."
Doch Spohr steht zugleich unter Rechtfertigungsdruck: An der Börse straften Anleger den M-Dax-Konzern wegen gestiegener Kosten ab. In den Medien häuft sich Kundenkritik an hohen Flugpreisen. Im zweiten Quartal war der Durchschnittserlös, ein Gradmesser für die Ticketpreise, bei der Lufthansa 13 Prozent höher als im Vorjahr - und lag 25 Prozent über dem Niveau des Vorkrisenjahres 2019.
An dem Trend soll sich trotz des massiven Kaufkraftverlusts der Verbraucher durch die Inflation nichts ändern. Die Reiselust von Privatkunden bleibe hoch, und auch zahlungskräftige Geschäftsreisende seien wieder häufiger unterwegs. Spohr verteidigte die höheren Ticketpreise damit, dass die Kosten für Personal, Gebühren und Treibstoff gestiegen seien. Nach den Milliardenverlusten der Corona-Jahre braucht die Airline-Gruppe zudem viel Geld für Investitionen in neue Flugzeuge und mehr Service. "Die Kosten sind und bleiben hoch, ich gehe davon aus, dass die Ticketpreise da bleiben, wo sie sind", sagte Spohr. Bei der Nachfrage sei kein Abriss zu erkennen. Derzeit lägen die Buchungen für August bis Dezember bei mehr als 90 Prozent des Buchungsniveaus von 2019, dem Jahr vor Ausbruch der Corona-Pandemie.
Aktienkurs bricht um mehr als sechs Prozent ein
Die Aktien des M-Dax-Konzerns gingen trotz Rekordgewinns auf Talfahrt und verbuchten mehr als sechs Prozent Kursrückgang. Bei den Anlegern kamen unerwartet niedrige verfügbare Mittel und ein stärkerer Kostenanstieg um sieben Prozent schlecht an. Das soll jedoch ein Ausreißer sein, die Effizienz werde im kommenden Jahr steigen, weil zum Beispiel die für einen stabilen Betrieb ausgedehnten Standzeiten der Flugzeuge wieder kürzer und mehr Piloten nach Training wieder einsatzbereit seien. Die Kosten für das Cockpit-Personal werden allerdings kräftig steigen: Nach dem Tarifergebnis, das den 5200 Pilotinnen und Piloten von Lufthansa und Lufthansa Cargo zur Abstimmung vorliegt, wachsen die Grundvergütungen über die kommenden drei Jahre um mindestens 18 Prozent. In den vergangenen zwölf Monaten seien zum Ausgleich der hohen Inflation mehr als 20 Tarifabschlüsse mit zehn Gewerkschaften in fünf Ländern geschlossen worden, sagte Spohr.
Erstmals nach der Corona-Krise flogen die Passagier-Fluggesellschaften wieder den Großteil des Konzerngewinns ein. Mit gut 33 Millionen Fluggästen hatten die Airlines - neben Lufthansa die Ferienflieger Eurowings und Eurowings Discover sowie Austrian Airlines, Brussels Airlines und Swiss - 84 Prozent des Vorkrisenniveaus an Bord. Die Auslastung war so hoch wie zu normalen Zeiten. Alle elf Flugbetriebe sollen in diesem Jahr profitabel sein - auch der vor der Pandemie schon defizitäre Ferienflieger Eurowings.