Luftverkehr:Lufthansa muss sparen

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Die Lufthansa erwartet in diesem Jahr deutlich weniger Gewinn. In ihrem Kerngeschäft drohen gar rote Zahlen. (Foto: CHRISTOF STACHE/AFP)

Hohe Kosten, sinkende Ticketerlöse: Vor allem das Kerngeschäft bereitet der Fluggesellschaft Sorgen. Doch nicht alle Probleme sind hausgemacht.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Die Lufthansa Group musste am Freitag bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr ihre Gewinnerwartung nach unten korrigieren. Das Unternehmen rechnet nun nur noch mit einem operativen Gewinn von 1,4 bis 1,8 Milliarden Euro im Jahr 2024, vor allem wegen der deutlich schlechteren Zahlen bei der Kernmarke Lufthansa Airlines. Bislang hatte das Unternehmen rund 2,2 Milliarden Euro erwartet.

Bei Lufthansa Airlines geht die Schere zwischen Kosten und Umsätzen immer weiter auseinander. Die Fluggesellschaft sah sich zuletzt gezwungen, besonders hohen Tarifabschlüssen bei Piloten, Kabinenbesatzungen und Bodenmitarbeitern zuzustimmen. Gleichzeitig sorgen verspätete Flugzeuglieferungen für enorme Schwierigkeiten, die den Flugbetrieb einschränken. Darüber hinaus schwächelt erstmals seit Längerem wieder die Nachfrage: In allen Verkehrsgebieten sind die Durchschnittserlöse, sprich: die Flugpreise, rückläufig.

Die Schwächephase trifft den Konzern in einer Phase, in der er durch einen weitreichenden Umbau im Vorstand monatelang wenig verändern konnte. Erst Anfang Juli haben Dieter Vranckx (Globale Märkte und kommerzielle Steuerung Hubs) und Grazia Vittadini (Technik) ihre Posten übernommen. Der neue Finanzvorstand Till Streichert kommt Mitte September.

Die schwächelnde Nachfrage nach Flugreisen kommt für die Lufthansa zur Unzeit

Lufthansa Airlines hat im zweiten Quartal nach vorläufigen Zahlen zwar einen Gewinn von 213 Millionen Euro gemacht, aber das sind 300 Millionen weniger als im Vorjahr und viel zu wenig, um den Verlust von 640 Millionen aus dem ersten Quartal auszugleichen. Fluggesellschaften machen praktisch den gesamten Gewinn im Sommergeschäft, während sie im Winter versuchen, die Verluste zu minimieren. Die Marktschwäche, die sich zuletzt immer stärker gezeigt hat, kommt für das Unternehmen somit zur denkbar ungünstigen Zeit. Daher warnt der Konzern auch jetzt schon, es werde „zunehmend anspruchsvoll“ für die Kernmarke, im Gesamtjahr ein ausgeglichenes Ergebnis zu erreichen. Verluste sind also bei Lufthansa Airlines denkbar, während alle anderen Passagierfluglinien der Gruppe sowie Lufthansa Technik und Lufthansa Cargo laut Prognose Ergebnisse mindestens auf Vorjahresniveau erreichen sollen.

Lufthansa hatte bereits Mitte April eine erste Gewinnwarnung veröffentlicht und dabei das Ziel eines operativen Ergebnisses von 2,7 auf 2,2 Milliarden Euro nach unten korrigiert, unter anderem wegen teurer Streiks im ersten Quartal.

Bei der Airline soll nun ein deutlich strikteres Sparprogramm wirken, das Spartenchef Jens Ritter zuletzt in einem Brief an die Mitarbeiter angekündigt hat. Es gilt ein Einstellungsstopp für die Verwaltung, nicht drängende Projekte werden auf Eis gelegt, Sachkosten sollen um 20 Prozent und die Marketingausgaben um zehn Prozent gesenkt werden. Lufthansa ist allerdings auch ein Opfer der dramatischen Lieferverzögerungen von Airbus und Boeing, die für teures Chaos in der Flugbetriebsplanung sorgen: Manche Teilflotten wie die Boeing 787 haben derzeit viel zu viele Piloten, andere, wie die 747, zu wenige. Auch muss Lufthansa ältere und längst unwirtschaftliche Modelle wie den Airbus A340 und die Boeing 747-400 länger behalten, als sie wollte. Das neue Langstreckenmuster Boeing 777X hat mittlerweile fünf Jahre Verspätung. Lufthansa veröffentlicht ihre Halbjahreszahlen am 31. Juli.

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