Luftverkehr:Emirates macht der Lufthansa Avancen

Luftverkehr: Auch Emirates-Chef Tim Clark war beim SZ-Wirtschaftsgipfel. Er interessiert sich offenbar für eine Zusammenarbeit mit der Lufthansa.

Auch Emirates-Chef Tim Clark war beim SZ-Wirtschaftsgipfel. Er interessiert sich offenbar für eine Zusammenarbeit mit der Lufthansa.

(Foto: Johannes Simon)

Die beiden Fluggesellschaften konkurrieren seit vielen Jahren hart um Langstrecken. Jetzt deuten beide Seiten an, dass sie sich eine Kooperation vorstellen können.

Von Jens Flottau, Berlin

Emirates-Chef Tim Clark kann sich eine Zusammenarbeit mit der Lufthansa vorstellen. "Es gibt Lücken im Lufthansa-Streckennetz", sagt Clark am Rande des SZ-Wirtschaftsgipfels in Berlin. Voraussetzung sei aus Emirates-Sicht lediglich, dass eine Vereinbarung unkompliziert sei und beide Seiten davon profitieren würden. Lufthansa zeigte sich offen für die Idee.

Emirates und Lufthansa sind seit vielen Jahren eigentlich große Rivalen. Die Fluggesellschaft aus Dubai fliegt derzeit vier Ziele in Deutschland an und lässt die Passagiere an ihrem Drehkreuz in Dubai vor allem auf Strecken in Richtung Asien und Afrika umsteigen. Lufthansa ist der zeitweise stark wachsende Konkurrent seit jeher ein Dorn im Auge, weil das Emirates-Drehkreuz in Dubai, Frankfurt und München große Konkurrenz macht. In den 2000er-Jahren hatte es schon einmal Kontakte gegeben, allerdings kamen die beiden Seiten dabei zu keinem Ergebnis. Zuletzt hatte Emirates dadurch großes Aufsehen erregt, dass sie mit United Airlines - wie Lufthansa Mitgründer der Star Alliance - ein bilaterales Abkommen unterzeichnet hat. Wie zu hören war: sehr zum Ärger der Lufthanseaten.

Clark hat ein sogenanntes Code-Sharing-Abkommen im Sinne, bei dem eine Airline einen Flug unter den Flugnummern von zwei oder mehreren Gesellschaften durchführt. Solche Gemeinschaftsflüge sind seit Langem üblich, allerdings nicht zwischen zwei so großen Konkurrenten. Der Emirates-Airline-Chef kann sich vorstellen, Lufthansa-Passagiere unter anderem auf den Strecken nach Australien von Dubai aus weiterzubefördern. Lufthansa fliegt Australien selbst nicht an, Emirates aber fliegt nach Sydney, Adelaide, Brisbane und Perth. Clark brachte auch einen Gemeinschaftsflug von Dubai nach Berlin ins Gespräch.

Laut Lufthansa habe die Fluggesellschaft mehr Partnerschaften als jede andere, nach Australien unter anderem mit Singapore Airlines, Air New Zealand, Thai und Cathay Pacific. "Wir freuen uns gleichwohl über jedes weitere Interesse. Allerdings muss jede Code-Sharing-Partnerschaft, die wir eingehen, beiden Seiten Vorteile bieten", sagt ein Sprecher des Konzerns.

Bislang hatte Lufthansa jede Zusammenarbeit abgelehnt

Emirates kann zwar gemäß dem Luftverkehrsabkommen zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten und Deutschland eine unbegrenzte Zahl von Flügen nach Deutschland anbieten, aber nur zu vier Zielen. Derzeit bedient die Fluggesellschaft Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt und München. Seit Jahren versucht das Unternehmen, zusätzliche Verkehrsrechte für Berlin und Stuttgart zu bekommen. Zum Ärger Clarks fliegt der Golf-Rivale Qatar Airways täglich von Doha nach Berlin. Clark hat nach eigenen Worten wenig Hoffnung, dass sein Unternehmen bald selbst nach Berlin fliegen kann. Eine Kooperation mit Lufthansa würde allenfalls die Chancen erhöhen.

Lufthansa hatte bislang jede Zusammenarbeit mit Emirates abgelehnt. Allerdings hat die Fluggesellschaft zeitweise mit Qatar Airways und Etihad Airways (Abu Dhabi) kooperiert. Beide Abkommen sind mittlerweile ausgelaufen. Seit Jahren argumentiert Lufthansa-Konzernchef Carsten Spohr, die Golf-Airlines würden von staatlichen Subventionen profitieren und hätten deswegen unfaire Wettbewerbsvorteile. Ob wahr oder nicht: Während der Corona-Pandemie mussten die meisten Fluglinien inklusive Lufthansa vom Staat vor der Pleite gerettet werden.

Emirates ist es bei anderen schon gelungen, die Gegenwehr zu brechen. Mit den Lufthansa-Partnern United und Air Canada hat die Fluggesellschaft sich auf Gemeinschaftsflüge geeinigt, die auch für das Lufthansa-Geschäft relevant sind. Es geht unter anderem um Verbindungen in den Nahen Osten und nach Indien, die von einem Joint-Venture-Vertrag zwischen United und Lufthansa abgedeckt sind. Qatar Airways ist mittlerweile Mitglied der konkurrierenden Oneworld-Allianz und arbeitet mit dem einstigen Erzfeind American Airlines zusammen. Qatar Airways hält auch Anteile an der British Airways-Muttergesellschaft International Airlines Group (IAG).

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