Tarifkonflikt:Einigung bei Verdi und Lufthansa

Tarifkonflikt: Kann wieder abheben: Die Lufthansa einigt sich mit Verdi auf mehr Geld für ihr Bodenpersonal.

Kann wieder abheben: Die Lufthansa einigt sich mit Verdi auf mehr Geld für ihr Bodenpersonal.

(Foto: Daniel Roland/AFP)

Das Bodenpersonal erhält in drei Schritten mehr Geld. Trotzdem könnte es in diesem Sommer noch weitere Streiks bei der Airline geben.

Von Benedikt Peters

Die Lufthansa und die Gewerkschaft Verdi haben sich auf einen neuen Tarifvertrag für das Bodenpersonal geeinigt. Damit sind weitere Warnstreiks dieser Berufsgruppe vom Tisch, allerdings drohen der Airline noch Arbeitskämpfe mit anderen Beschäftigten. Das Bodenpersonal bekommt der Einigung zufolge zunächst einen Festbetrag in Höhe von 200 Euro monatlich rückwirkend ab dem 1. Juli 2022. Ab dem 1. Januar 2023 folgt eine zweite Gehaltserhöhung von weiteren 2,5 Prozent monatlich, bei niedrigen Gehältern beträgt die Erhöhung 125 Euro. Ab dem 1. Juli 2023 gibt es dann noch einen dritten Zuschlag von noch einmal 2,5 Prozent. Die Laufzeit des Tarifvertrags beträgt 18 Monate.

Der Tag hatte davor recht erfreulich für die Lufthansa begonnen. Unternehmenschef Carsten Spohr hatte am Morgen verkündet, dass die Airline für 2022 erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wieder mit einem Jahresgewinn rechne, er prognostizierte ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von mehr als 500 Millionen Euro. Spohr verband das mit einem Signal an die unter Personalengpässen leidende Belegschaft: In diesem und im nächsten Jahr sollten jeweils 5000 Arbeitskräfte eingestellt werden.

Die Tarifrunde mit Verdi hatte sich davor als kompliziert erwiesen. Nach dem zweiten Verhandlungstermin hatte die Gewerkschaft das Bodenpersonal der Lufthansa, also etwa Check-In-Mitarbeiter, Kofferpacker und Technikerinnen, Ende Juli zum Warnstreik aufgerufen. Etwa die Hälfte der 20 000 Beschäftigten folgten dem Aufruf; ihnen gelang es, am Mittwoch vergangener Woche den Flugbetrieb an den Drehkreuzen München und Frankfurt weitgehend lahmzulegen.

Über 1000 Flüge wurden gestrichen, 134 000 Fluggäste sollen davon betroffen gewesen sein. Das Chaos bei der Lufthansa hatte auch Auswirkungen auf andere Anbieter, die ebenfalls Flüge streichen mussten. Der Konzern hatte verständnislos auf den Warnstreik reagiert und argumentiert, er habe den Verdi-Verhandlern Christine Behle und Marvin Reschinsky schon ein gutes Angebot unterbreitet. Mit Unverständnis reagierten auch viele Passagiere und Kommentatoren in den Medien. Sie störten sich daran, dass der Warnstreik ausgerechnet in der Urlaubszeit stattfand.

Verdi argumentierte, die Lufthansa habe nur ein sehr schlechtes Angebot unterbreitet. Personalvorstand Michael Niggemann hatte in den Verhandlungen zunächst signalisiert, den Beschäftigten in zwei Schritten 250 Euro mehr zu zahlen - eine weitere Erhöhung um zusätzliche zwei Prozent des jeweiligen Bruttogehalts sollte es nur geben, wenn die Lufthansa schwarze Zahlen schreibt.

Verdi war das zu wenig: Die Gewerkschaft hatte ursprünglich eine Erhöhung um 9,5 Prozent gefordert. Verdi begründete das mit der hohen Inflation und der Tatsache, dass es schon in den vergangenen beiden Pandemie-Jahren, in denen die Luftfahrt in einer tiefen Krise steckte, keine Gehaltserhöhung gegeben habe.

Die Einigung bedeutet allerdings nicht, dass Urlauber in diesem Sommer keine Sorgen mehr vor Streiks haben müssten. Denn auch an einer anderen Front braut sich etwas zusammen: Die Piloten-Gewerkschaft Cockpit verhandelt derzeit mit der Lufthansa über höhere Gehälter, die Gespräche blieben bisher ohne Ergebnis. In einer Urabstimmung sprach sich die überwiegende Mehrheit der Piloten am Wochenende für einen Streik aus - doch der ist noch nicht beantragt. Derzeit laufen inoffizielle Gespräche, um einen Ausstand abzuwenden.

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