Lufthansa:"Eine Ehre, Ja zu sagen"

Jahresrückblick 2015 - Bewegende Bilder

Früher war die Lufthansa quasi-offizieller Carrier der Deutschland AG. Sie flog die Leute von Siemens oder BMW hinaus in die Welt - neuen Geschäften entgegen.

(Foto: Patrick Pleul / dpa)

Merck-Chef Karl-Ludwig Kley würde gerne den Aufsichtsrat leiten - doch der Posten ist eigentlich gar nicht frei.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Bislang ist nicht bekannt, ob der Posten, den Karl-Ludwig Kley gerne hätte, überhaupt demnächst zur Verfügung steht. Schließlich hat der aktuelle Lufthansa-Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Mayrhuber offenbar niemandem gegenüber geäußert, dass er sein Amt früher als geplant aufgeben will. Und Mayrhubers Mandat läuft noch bis 2018.

Kley, noch bis zum April 2016 Vorstandsvorsitzender des Pharmakonzerns Merck, hat trotzdem schon einmal sicherheitshalber seinen Hut in den Ring geworfen, sehr zur Fassungslosigkeit mancher in der Lufthansa-Führungsriege. "Würde ich gefragt, wäre es mir eine Ehre, Ja zu sagen", sagte er dem Manager-Magazin. Er würde dies "in dem vollem Bewusstsein der riesigen Aufgabe, diese Ikone der deutschen Wirtschaft zu stärken", tun.

Die nur notdürftig versteckte Bewerbung des 64-Jährigen entspricht, was ihr Timing angeht, nicht gerade den üblichen Gepflogenheiten. Es gibt zwar schon seit längerem Gerüchte, dass Mayrhuber, 68, nicht mehr die volle Amtszeit machen wird. Der ehemalige Lufthansa-Chef war längere Zeit krank und ist dem Vernehmen nach noch immer körperlich geschwächt, mittlerweile aber auf dem Weg der Besserung. Von Rückzug war offiziell trotzdem nie die Rede.

Die Debatte um seine mögliche Nachfolge passt irgendwie zu seiner eher verunglückten Amtszeit: 2013 wurde er nur unter größeren Turbulenzen gewählt, zwischendurch hatte Lufthansa gar verkündet, er stehe gar nicht mehr für eine Kandidatur zur Verfügung. Schließlich trat er doch an und wurde mit einem miesen Ergebnis gewählt. Zuletzt gab es Ärger wegen einer Gehaltserhöhung für den Vorstand, die er trotz Sparprogramms unbedingt durchdrücken wollte.

Kley ist ein Lufthansa-Insider. Von 1998 bis 2006 war er auch zu Mayrhubers Zeiten als Konzernchef Finanzvorstand, bevor er zu Merck wechselte. Zusammen mit Mayrhuber zog er dann 2013 in den Lufthansa-Aufsichtsrat ein. Auch Vorstandschef Carsten Spohr kennt Kley gut. In Kleys Umfeld heißt es, er wolle den Posten unbedingt haben. Derzeit ist er eines von vier Mitgliedern im Präsidium des Aufsichtsgremiums. Sollte Mayrhuber tatsächlich vorzeitig zurücktreten, gäbe es zu Kley innerhalb des Gremiums kaum Alternativen.

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