Die Lufthansa sah sich in dieser Wochen genötigt, ein kurioses Bild zu twittern. Es zeigt Bettina Volkens, Vorständin für Personal und Recht, wie sie Nicoley Baublies die Hand schüttelt und dabei sogar lächelt. Baublies schaut auch zumindest entspannt, was bei der Vorgeschichte der beiden im Speziellen und zwischen ihm und Lufthansa im Allgemeinen zuletzt eher selten vorgekommen sein dürfte.
Das Bild ist auch aus anderen Gründen erstaunlich. Der Lufthansa-Vorstand hat in den vergangenen Monaten alles dafür getan, um zu verhindern, dass je wieder ein Mitglied des Gremiums Baublies' Hand schütteln muss. Denn in der Auseinandersetzung zwischen dem Konzern und der Flugbegleitergewerkschaft UFO ging es unterschwellig vor allem darum, den ehemaligen Gewerkschaftsboss irgendwie dauerhaft loszuwerden. Es gab zu viel böses Blut und viele offene Rechnungen von Leuten, die ihm schroffes Verhalten vorwarfen. Volkens stand nun auch neben einem ehemaligen Mitarbeiter, dem sie zuvor wegen unerlaubter Nebentätigkeiten - für die UFO - fristlos gekündigt hatte.
Und überhaupt: Eigentlich hätte auf das Bild neben der Lufthansa-Vorständin die offizielle UFO-Vorsitzende Sylvia de la Cruz oder ihr Stellvertreter Daniel Flohr gehört, nicht aber Baublies. Der ist derzeit nur Bevollmächtigter.
Das Comeback hat er absurderweise vor allem denen zu verdanken, die ihn unbedingt loswerden wollten. Der Lufthansa-Vorstand hatte beschlossen, mit der UFO nicht mehr zu verhandeln, weil deren aktueller Vorstand nach diversen Querelen nicht satzungsgemäß ins Amt gekommen sei und gar keine Tarifverhandlungen führen könne. Außerdem verhandelte das Unternehmen mit der Gewerkschaft Verdi, die aber bei Lufthansa deutlich weniger Flugbegleiter vertritt als UFO, und begleitete wohlwollend den Aufbau der Cabin Union (CU), einer neuen UFO-Konkurrenz.
Obwohl Baublies von seinem Chef-Posten bei UFO nach langen und zermürbenden Streits zurückgetreten war, gilt er weiterhin als sehr einflussreich. Als in der vergangenen Woche Gerichte in zwei Instanzen die geplanten Flugbegleiterstreiks nicht beanstandeten, hatten sich die Machtverhältnisse zwischen der Fluggesellschaft und der Gewerkschaft mit einem Schlag verschoben. Um noch mehr Streiks zu verhindern, musste Lufthansa ihre bisherige Haltung aufgeben und die UFO wieder als Verhandlungspartner anerkennen. Nach genüsslichem viertägigen Zögern willigte UFO dann in eine Schlichtung ein, durch die nicht nur die Gewerkschaft voll rehabilitiert wird, sondern auch Baublies selbst plötzlich als Sieger dasteht.
Die Sache sei "ein absolutes Unding", sagt einer aus dem Konzern. "Wir hätten es niemals so weit kommen lassen dürfen." Der Vorstand habe mit einer völlig falschen Strategie die eigentlich zerstrittene und in der Belegschaft umstrittene UFO gestärkt. Noch vor wenigen Wochen wäre das aus Lufthansa-Sicht Schlimmste einfach zu verhindern gewesen, indem der Konzern Verhandlungen unter Vorbehalt zugestimmt hätte. Wenn sich dann später herausstelle, dass der UFO-Vorstand wirklich nicht verhandlungsberechtigt gewesen war, wäre nichts verloren gewesen.
Am Donnerstag traten UFO-Vize Flohr und Baublies mit Vorständin Volkens auf, um die Inhalte der Schlichtung zu präsentieren. "Wir waren zu lange in der Situation des Stillstandes", räumte die Lufthansa-Vorständin ein. "Die Schlichtung ist ein wichtiger Schritt." Und nun gilt Friedenspflicht. Beide Seiten werden jeweils einen Schlichter benennen, jemanden zu finden, ist nicht so einfach. Baublies findet, es lägen "exemplarisch schwierige Zeiten" hinter allen Beteiligten und ein langer Weg vor ihnen, auch wegen der "persönlichen Exzesse." Gemeint hat er unter anderem seine Kündigung, die weiterhin gilt, weil Lufthansa den persönlichen Konflikt von der Schlichtung getrennt lösen will.