Luftfracht:Jetzt wird investiert

Lufthansa Cargo plant eine neue Flotte: Die Frachttochter der Lufthansa will trotz langer Branchenkrise an eigenen Jets festhalten. Bis spätestens Anfang nächsten Jahres soll sich entscheiden, wie viele zusätzliche Maschinen bestellt werden.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Lufthansa Cargo plant trotz der langen Krise im Luftfrachtgeschäft hohe Investitionen in eine neue Flotte. Die Frachttochter des Lufthansa-Konzerns will bis spätestens Anfang nächsten Jahres entscheiden, wie viele zusätzliche Maschinen des Typs Boeing 777 bestellt werden und wann diese ausgeliefert werden sollen. "Eine Entscheidung ist nötig, und sie ist ganz klar auf unserer Tagesordnung", so Vorstandschef Peter Gerber.

Das Unternehmen sieht erst ganz allmählich Signale für bessere Zeiten. Im vorigen Jahr hatte Lufthansa Cargo einen Verlust von etwa 50 Millionen Euro ausgewiesen - vor allem im ersten Halbjahr war die Nachfrage deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben, zudem belasteten hohe Sanierungskosten das Ergebnis. 2017 soll wieder besser werden, jedoch erwartet Gerber erst im kommenden Jahr wieder einen Gewinn, sollte sich der Markt nicht deutlich schneller erholen als gedacht.

Unter anderem baut der Luftfrachtspezialist 800 Stellen ab und will im Zuge des Sparprogrammes C40 die Kosten um 80 Millionen Euro pro Jahr senken. Schon vor zwei Jahren hatte das Unternehmen Pläne für ein neues Luftfrachtzentrum auf Eis gelegt, um die Investitionen zurückzufahren. Nachdem das vierte Quartal 2016 und der Start ins Jahr 2017 erfreulich verlaufen sind, will sich Gerber wieder um Investitionsentscheidungen kümmern.

Die Entwürfe für das neue Frachtzentrum sollen bis Jahresende fertig sein

Bis Jahresende soll der Entwurf für ein neues Frachtzentrum stehen, das nicht so groß ausfallen soll, wie das ursprünglich angedachte Projekt. Im Gegensatz zu diesem soll es auch nach und nach erweiterbar sein. Das derzeitige Lufthansa-Cargo-Center (LCC) gilt als technisch veraltet und dürfte auf Dauer zu klein sein.

Die größten Investitionen betreffen aber die Flotte. Derzeit betreibt Lufthansa Cargo fünf Boeing 777 sowie zwölf ältere und kleinere MD-11 . Diese sollen in den nächsten Jahren ersetzt werden. Schon jetzt stehen zwei MD-11 am Boden und sollen zusammen mit einer dritten, die noch im Einsatz ist, verkauft werden. Gerber will künftig mindestens die gleiche Frachtkapazität anbieten wie bisher. Da die Boeing 777 gut 20 Prozent größer ist, würde das Unternehmen künftig wohl mit weniger Flugzeugen auskommen.

Nicht zur Debatte steht demnach, die Frachter ganz abzuschaffen und die Waren künftig nur noch im Bauch von Passagierflugzeugen zu befördern, die derzeit schon rund die Hälfte des Aufkommens abdecken. Allerdings ist noch unklar, ob die neuen Maschinen komplett bei Lufthansa Cargo oder zumindest zum Teil bei Aerologic landen werden. Dabei handelt es sich um ein Gemeinschaftsunternehmen mit DHL, das unter anderem wegen günstigerer Tarifverträge zu niedrigeren Kosten fliegt. Gerber zufolge finden derzeit Gespräche mit DHL darüber statt, wie Aerologic "weiterentwickelt" werden könnte. Details wollte er aber nicht nennen. Lufthansa Cargo und DHL nutzen bei Aerologic eine Flotte von fünf Boeing 777. An dem Unternehmen sind sie zu jeweils 50 Prozent beteiligt.

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