Luftfahrtkonzern EADS:Und sie bieten doch

Der Kampf um die Milliarden geht weiter: Die Airbus-Mutter EADS will sich nun im Alleingang um den Tankflugzeug-Auftrag des Pentagons bewerben.

Jens Flottau

Der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern EADS bewirbt sich nun doch um den milliardenschweren Auftrag für neue Tankflugzeuge des amerikanischen Verteidigungsministeriums. EADS gab am Dienstagabend bekannt, als möglicher Hauptauftragnehmer direkt gegen den amerikanischen Rivalen Boeing antreten zu wollen. Das Angebot muss bis zum 9. Juli abgegeben sein.

EADS; Tankflugzeug; ddp

Computergrafik eines Tankflugzeugs vom Typ KC-30 beim Auftanken eines B2-Bombers.

(Foto: Foto: ddp)

Die US-Luftwaffe muss hunderte von alten Tankflugzeugen ersetzen. Alleine die erste Tranche der Ersatzmaschinen umfasst 179 Flugzeuge. Der Teilauftrag hat inklusive Wartungs- und Servicedienstleistungen ein Volumen von rund 40 Milliarden Dollar, insgesamt steht aber ein dreistelliger Milliardenumsatz auf dem Spiel. Das ist eines der größten Beschaffungsvorhaben des Pentagons. EADS bietet einen Tanker auf der Basis des Airbus A330 an, Boeing setzt eine modifizierte Boeing 767 dagegen.

EADS hatte sich ursprünglich gemeinsam mit dem US-Rüstungskonzern Northrop Grumman beworben. Der amerikanische Partner trat aber als offizieller Bewerber auf.

Anfang März entschied Northrop Grumman, doch kein Angebot für den Mega-Auftrag abzugeben. Branchenbeobachter vermuten, dass politischer Druck hinter den Kulissen eine Rolle gespielt hat. Außerdem hatte Northrop Grumman selbst ein deutlich geringeres strategisches Interesse, den Auftrag zu gewinnen.

Northrop Grumman und EADS hatten den Wettbewerb gegen Boeing 2009 bereits gewonnen. Doch der US-Konkurrent war mit einem Protest erfolgreich, so dass das Verfahren wiederholt werden musste. Sowohl Northrop Grumman als auch EADS kritisierten, dass Boeing in der Ausschreibung in unzulässiger Weise bevorteilt werde.

EADS wird einem Sprecher zufolge bis Juli mit amerikanischen Firmen verhandeln, die statt Northrop Grumman die militärische Ausstattung liefern könnten. Kandidaten sind unter anderem Raytheon und L3 Communications. "Wir haben zwar noch keinen Partner, aber dafür einen Tanker", sagte ein Konzernsprecher. Der Airbus-Tanker ist im Gegensatz zum Boeing-Modell bereits in anderen Ländern im Einsatz. Das Pentagon will bis zum Herbst entscheiden, wer die Flugzeuge bauen darf.

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