Süddeutsche Zeitung

Luftfahrt:Verlustreiches Ende

Der Airbus A380 wird 2021 eingestellt. Das hat Folgen für den deutschen Steuerzahler: Ein großer Teil des Staatskredits von 942 Millionen Euro für das Großraumflugzeug wird wohl nicht zurückgezahlt. Zurzeit werden Gespräche geführt.

Von Michael Bauchmüller und Jens Flottau, Berlin/Frankfurt

Das Aus für den Airbus A380 hat voraussichtlich auch teure Folgen für die deutschen Steuerzahler. Ein Darlehen in Höhe von 942 Millionen Euro, das der Bund Airbus für die Entwicklung des Großraumflugzeugs gewährt hatte, sei bisher nur "zu rund einem Drittel zurückgezahlt", heißt es in der Antwort der Bundesregierung auf eine schriftliche Frage des FDP-Abgeordneten Christian Dürr; zuerst hatte die Funke-Mediengruppe darüber berichtet. "Die Rückzahlungen erfolgten laufend gekoppelt an die Auslieferungen des A380."

Das Airbus-Konsortium hatte Mitte Februar angekündigt, den Bau des Passagierjets 2021 einzustellen. Bis dahin werden nur noch 17 Maschinen ausgeliefert - entsprechend wenig kann der Bund an Rückzahlungen erwarten. Zu den konkreten Folgen wollte sich das Bundeswirtschaftsministerium am Montag nicht äußern. "Die Bundesregierung wird die Auswirkungen des Produktionsstopps jetzt analysieren und dann mit dem Unternehmen erörtern", heißt es in der Antwort auf die FDP-Frage. Damit könne der Bund auch noch nichts "über etwaige Rückforderungsansprüche" sagen. Der Kredit war 2002 gewährt worden. Auch andere Airbus-Programme haben von staatlichen Krediten profitiert, bei der A320-Reihe wurden sie für die Geber ein gutes Geschäft.

Ein Airbus-Sprecher betonte, das Unternehmen habe seit 2002 in erheblichem Maße Zinsen für den A380-Kredit bezahlt. Außerdem seien viele Arbeitsplätze entstanden und neue Technologien gefördert worden. Auf Wunsch der Bundesregierung werde man nun Gespräche zu dem Thema führen, die Inhalte würden aber nicht öffentlich gemacht. Airbus-Finanzchef Harald Wilhelm hatte im Februar darauf hingewiesen, dass die Regierungen beim A380-Programm über die Kredite "Risikopartner" seien, er wollte sich aber nicht detaillierter zu den Rückzahlungen äußern. Airbus hatte für das Geschäftsjahr 2018 Sonderabschreibungen von 463 Millionen Euro vorgenommen, die alle Kosten durch den Produktionsstopp abdecken sollen. Die Regierungen Frankreichs, Deutschlands, Spaniens und Großbritanniens hatten Airbus beim Start des A380-Programms Kredite in Höhe von rund drei Milliarden Euro gewährt, ein Drittel der damals erwarteten Entwicklungskosten.

"Das ist mal wieder ein klassisches Beispiel dafür, was passiert, wenn der Staat aktiv ins Spielgeschehen der Wirtschaft eingreift", sagt FDP-Fraktionsvize Christian Dürr. Auch über mögliche Rückzahlungen werde nun wieder hinter verschlossenen Türen verhandelt. "Verlierer sind am Ende alle, besonders aber die Steuerzahler."

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SZ vom 05.03.2019
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