Luftfahrt:Tausende Air-Berlin-Mitarbeiter stehen vor der Kündigung

Air Berlin

Für die Air Berlin-Mitarbeiter wird es keine große Transfergesellschaft geben.

(Foto: dpa)
  • Vorerst wird es keine große Transfergesellschaft für die Mitarbeiter geben.
  • Die beteiligten Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Berlin und Bayern konnten sich mit der Bundesregierung nicht auf eine Linie einigen.
  • Es besteht noch Hoffnung auf eine "kleine Lösung" durch einen Alleingang des Landes Berlin.

Eine große Auffanggesellschaft für bis zu 4000 Mitarbeiter der insolventen Air Berlin ist vom Tisch. Die drei beteiligten Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Berlin und Bayern hatten sich mit der Bundesregierung nicht auf eine solche Lösung verständigen können, erklärte der Berliner Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen.

Bayern habe kein Geld geben wollen, Nordrhein-Westfalen und der Bund nur in einem geringem Umfang. Deshalb werde es eine Transfergesellschaft für alle Betroffenen "aller Wahrscheinlichkeit nach nicht geben".

Berlin werde aber eine "kleine Lösung" für die Berliner Beschäftigten unterstützen, sagte Kollatz-Ahnen. Auch Air Berlin drückte die Hoffnung aus, dass zumindest eine Lösung für die rund 1200 Mitarbeiter des Bodenpersonals gefunden wird. Dafür müsste das Land Berlin eine verbindliche Finanzierungszusage machen.

Bayern und auch die Lufthansa, die große Teile der Air Berlin übernehmen will, hatten eine finanzielle Beteiligung an einer Transfergesellschaft zuvor abgelehnt. Der Gläubigerausschuss von Air Berlin hätte bis zu zehn Millionen Euro bereitgestellt - bei einem angenommenen Finanzbedarf von bis zu 50 Millionen Euro.

8000 Menschen arbeiten bei Air Berlin

In einer Transfergesellschaft werden Mitarbeiter vorübergehend freiwillig angestellt und in neue Jobs vermittelt. Sie bekommen dort weniger Geld als zuvor, müssen sich aber nicht arbeitslos melden und gewinnen Zeit für die Stellensuche.

Air Berlin - die nach Lufthansa bisher zweitgrößte deutsche Fluglinie - hatte Mitte August Insolvenz angemeldet. Der Flugbetrieb war nur durch einen Kredit des Bundes über 150 Millionen Euro gesichert. Am Freitag stellt die Airline ihren eigenen Flugbetrieb endgültig ein.

Im Air-Berlin-Konzern gibt es zurzeit rund 6800 Vollzeitstellen, die sich auf etwa 8000 Mitarbeiter verteilen. Die Lufthansa will rund 3000 Mitarbeiter bei ihrer Tochter Eurowings einstellen: Rund die Hälfte davon wird mit den Air-Berlin-Töchtern Niki und LG Walter übernommen, auf die anderen Stellen müssen sich Ex-Air-Berliner bewerben.

Die Gespräche mit Easyjet laufen bislang ohne Erfolg

Das sorgt für Unmut bei Gewerkschaften, die große Gehaltseinbußen befürchten. Einige Flugbegleiter wollen auch gerichtlich gegen mögliche Kündigungen vorgehen. Zu den Beschäftigten zählen neben Piloten und Flugbegleitern auch Verwaltungsangestellte.

Auf Jobmessen hatten bereits mehrere Arbeitgeber um die Kollegen der Airline geworben, zum Beispiel die Bahn und die Berliner Verwaltung. Auch die Bundeswehr wirbt derzeit um Ex-Air-Berliner. Über die Zerschlagung der Fluggesellschaft wird derweil weiter verhandelt.

Es laufen seit Wochen Gespräche mit dem britischen Billigflieger Easyjet, bisher aber ohne Erfolg und nicht mehr exklusiv. Noch keine Entscheidung gibt es über die Zukunft der Technik-Tochter. Lufthansa rechnet bei ihrem Deal erst für Januar mit der endgültigen Übernahme, wie am Dienstag bekannt wurde.

Die Lufthansa hatte Anfang der Woche gewarnt, nach dem Ende von Air Berlin müssten sich Reisende auf manchen Strecken auf Engpässe einstellen. Vorstand Harry Hohmeister sagte, er könne nicht ausschließen, dass es in Stoßzeiten knapp werden könne und einige Kunden erst später fliegen könnten als erhofft. Lufthansa setzt deswegen etwa von Frankfurt nach Berlin größere Maschinen ein.

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