Luftfahrt:Ryanair droht mit Abzug

Piloten und Flugbegleiter der Billigfluggesellschaft wollen am Mittwoch streiken. Ryanair droht Konsequenzen an.

Von Jens Flottau, Frankfurt

FILE PHOTO: A Ryanair plane prepares to land at Manchester Airport in Manchester Britain.

Der Billigflieger Ryanair hat in Deutschland etwa 40 Flugzeuge im Einsatz.

(Foto: Phil Noble/Reuters)

Es schien zuletzt doch wieder ein wenig Entspannung einzukehren im Konflikt zwischen der Billigfluggesellschaft Ryanair und ihren Gewerkschaften. Die Piloten in Italien und Irland einigten sich mit dem Unternehmen auf Tarifverträge, Ryanair zog daraufhin die Drohung zurück, Teile der Flotte von Irland nach Polen zu verlagern. Und auch in Deutschland war es nach dem eintägigen Streik der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) vom 10. August äußerlich ruhig.

Der Eindruck hat ganz offensichtlich getrügt. Die VC hat die deutschen Piloten erneut dazu aufgerufen, von Mittwochmorgen an für 24 Stunden die Arbeit niederzulegen. Auch die Gewerkschaft Verdi, die etwa 1000 Flugbegleiter vertritt, hat ihre Mitarbeiter aufgefordert, nicht zur Arbeit zu erscheinen. Rund 400 Flüge musste Ryanair Anfang August absagen, so viele werden es dieses Mal nicht werden, denn der Ausstand ist auf Deutschland begrenzt. Dennoch rechnen die Piloten mit massiven Störungen: "Es wird für Ryanair am Mittwoch sehr schwierig, noch Flugzeuge aus Deutschland zu bewegen", so VC-Vorstand Markus Wahl. Ryanair kündigte an, 150 der 400 Flüge zu streichen.

Ryanair reagierte damit auf die Streikankündigung und drohte zudem, Standorte und Arbeitsplätze in Deutschland zu streichen, sollten die Streiks weitergehen. Vor allem die kleineren Basen seien im Winter schon jetzt unprofitabel. Dies würde sich "durch wiederholte und unnötige Streiks" verschlimmern. Man habe lokale Arbeitsverträge und höhere Gehälter angeboten.

Die Piloten kritisieren, dass sich Ryanair seit dem ersten Streik nicht bewegt habe. Die Einigungen in Irland und Italien könnten nicht als Blaupause für Deutschland gelten, weil darin wesentliche Punkte nicht geregelt seien, unter anderem Arbeitsbedingungen und Gehaltsfragen. Auf einen Schlichter habe man sich nicht einigen können. VC schlug Gerhard Schröder, Martin Schulz, Sigmar Gabriel, Wolfgang Clement und Günter Verheugen vor, Ryanair Kieran Mulvey, der den Konflikt mit den irischen Piloten gelöst hatte. Verdi-Bundesvorstandsmitglied Christine Behle kritisierte ebenfalls die Haltung des Unternehmens: "Die Gehälter der Flugbegleiter bei Ryanair sind so niedrig, dass sie nicht ausreichen, um einen auskömmlichen Lebensstandard zu sichern. Dazu kommen schlechte Arbeitsbedingungen und massiver Druck auf die Beschäftigten." Ryanair hat rund 40 Flugzeuge in Deutschland stationiert, das entspricht etwa einem Zehntel des gesamten Flugbetriebes. Die größte Billigfluggesellschaft Europas tut sich in Deutschland traditionell schwerer als anderswo, vor allem wegen der mächtigen Lufthansa. Der Tarifkonflikt macht die Sache nicht leichter. Das Ryanair-Geschäftsmodell ist sehr auf Flexibilität ausgelegt. Bei neuen Strecken nimmt die Airline ein höheres Risiko in Kauf als Lufthansa, die auf viele Zubringerflüge setzen kann, wenn sie eine neue Strecke einführt. Ryanair gibt schneller Strecken wieder auf, wenn sie sich nicht tragen. Vor allem die VC möchte bessere Garantien bei Flugstunden und Bezahlung durchsetzen.

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