Luftfahrt:General Electric verkauft Flugzeugleasing-Geschäft

Aercap übernimmt die Sparte und wird mit weitem Abstand Marktführer in der Branche. Die Wettbewerbsbehörden müssen allerdings noch zustimmen.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Der amerikanische Mischkonzern General Electric (GE) verkauft seine Flugzeugleasing-Sparte GE Capital Aviation Services (Gecas) an den Konkurrenten Aercap Holdings und steigt als größter Anteilseigner bei dem irischen Unternehmen ein. Durch die Übernahme, die unter anderem noch von den Wettbewerbsbehörden genehmigt werden muss, entsteht der mit Abstand größte Konzern der Branche.

Aercap - einst unter dem Namen Debis Air Finance Teil des damaligen Daimler-Chrysler-Konzerns - bezahlt für Gecas etwa 24 Milliarden US-Dollar in bar sowie eine Milliarde US-Dollar in Form von Anleihen. Außerdem erhält GE im Rahmen einer Kapitalerhöhung von Aercap einen Anteil von etwa 46 Prozent an dem neuen Unternehmen und zwei Sitze im Aufsichtsrat. Aercap wird weiter von Aengus Kelly als Vorstandschef geführt.

Aercap und Gecas kommen zusammen auf eine Flotte von mehr als 2000 Flugzeugen, 900 Triebwerken und 300 Hubschraubern. Sie haben rund 300 Kunden weltweit. Damit werden sie mehr als doppelt so groß wie die größten Fluggesellschaften vor der Corona-Pandemie und zu einem äußerst mächtigen Faktor in der Luftfahrt-Industrie. Schon jetzt sind 40 bis 50 Prozent der Flugzeuge geleast, weil die Airlines die Investitionen in Maschinen scheuen oder sie sich schlicht nicht leisten können. Aercap-Chef Kelly geht davon aus, dass der Anteil der Leasing-Konzerne am Gesamtmarkt bald stark steigen wird, weil die unter erheblichen finanziellen Lasten leidenden Fluggesellschaften die weit besser positionierten Leasinggeber um Hilfe bitten: Sie finanzieren entweder Flugzeugbestellungen der Airlines oder kaufen bestehende Flotten, um sie an die Betreiber zurück zu leasen (Sale-and-Lease-Back). Gemeinsam haben Aercap und Gecas fast 500 zusätzliche Flugzeuge bestellt.

Für die Leasingbranche selbst kommt die Fusion überraschend. Zwar rechneten viele mit einer möglichen Konsolidierung. Doch Aercap und Gecas waren auch alleine so groß, dass sie nicht unter Druck standen. Ein Schlüssel dürften allerdings die Probleme von GE sein, wo Konzernchef Larry Culp seit zwei Jahren ein Restrukturierungsprogramm fährt und Unternehmensteile verkauft. Der neue Aercap-Konzern wird mehr als viermal so groß sein wie die neue Nummer zwei der Branche, Avolon. Das Unternehmen gehört mehrheitlich zur angeschlagenen HNA Group und könnte möglicherweise bald ebenfalls verkauft werden.

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