Süddeutsche Zeitung

Luftfahrt:Korean Air will Asiana übernehmen

Bislang gibt es in Südkorea zwei große Airlines. Korean Air sieht dies als Nachteil.

Trotz der Krise der Luftfahrt in der Corona-Pandemie will die südkoreanische Fluggesellschaft Korean Air den kleineren einheimischen Wettbewerber Asiana Airlines übernehmen. Der Kaufwert betrage 1,8 Billionen Won, teilte Südkoreas Branchenführer am Montag mit. Das entspricht umgerechnet rund 1,37 Milliarden Euro.

Sobald die Übernahme abgeschlossen sei, könne Korean Air demnach unter die zehn größten Fluggesellschaften der Welt aufsteigen. Der Übernahme muss jedoch noch die Kartellbehörde des Landes zustimmen. Und auch anderswo gibt es noch Hürden. So stoßen die Pläne bereits bei den Gewerkschaften beider Unternehmen auf Widerstand. Sie fürchten, dass die Zusammenlegung beider Fluglinien zu Arbeitsplatzverlusten führen könnte.

Die neue Vereinbarung zwischen Korean und Asiana erfolgt nur zwei Monate, nachdem die geplante Übernahme des hoch verschuldeten Star-Alliance-Mitglieds Asiana durch ein Konsortium geplatzt war. Die Kumho Asiana Group hatte sich im Frühjahr 2019 wegen Finanzproblemen dazu bereit erklärt, die Anteile ihrer wichtigsten Tochter zu veräußern.

Um die Übernahmekosten zu schultern, will Korean Air eigenen Angaben zufolge 2,5 Billionen Won durch die Ausgabe neuer Aktien im nächsten Jahr aufbringen. An dem Aktienkauf soll sich demnach die Holding-Gesellschaft der Hanjin Group, Hanjin KAL, beteiligen. Zu dem Transport- und Tourismuskonzern Hanjin gehört auch Korean Air. Damit die Fusion klappt, will die staatliche Korea Development Bank 800 Milliarden Won in Hanjin KAL investieren. Über Hanjin KAL solle das Geld der Bank dann Korean Air zufließen, um beide Fluggesellschaften finanziell unterstützen zu können, hieß es. Die Investition der Bank erfolge durch den Erwerb von Aktien und Wandelanleihen.

Als Hauptgrund hinter der gemeinsamen Übernahmeentscheidung mit Hanjin KAL zu diesem Zeitpunkt nannte Korean Air die Absicht, die einheimische Luftfahrtindustrie zu stabilisieren. "Wird berücksichtigt, dass der Finanzstatus von Korean Air bedroht sein könnte, falls sich die Covid-19-Situation fortsetzt, ist eine Restrukturierung des einheimischen Luftfahrtmarkts unvermeidlich."

Korean Air werde die Arbeitsplätze für die Beschäftigten beider Unternehmen sicherstellen. Südkorea habe zwei Full-Service-Fluggesellschaften, was ihm im Vergleich zu Ländern wie Deutschland, Frankreich oder Singapur, die nur eine große Fluglinie haben, einen Wettbewerbsnachteil verschaffe, hieß es bei Korean Air. Durch die Übernahme und die Erweiterung der Routen, Flotten und Kapazitäten werde es dem Unternehmen ermöglicht, mit größeren Konkurrenten zu konkurrieren. Bei Anlegern kam die Nachricht positiv an. Die Aktien von Korean Air legten am Montag zeitweise zweistellig zu.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5116502
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 17.11.2020 / dpa
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.