Luftfahrt:"Der obere Luftraum ist zu"

Lufthansa mit neuem Blau

Die häufige Verspätungen verärgern viele Fluggäste.

(Foto: Oliver Roesler/dpa)

Fraport-Chef Stefan Schulte beklagt Kapazitätsengpässe bei der Flugsicherung und weist Kritik der Lufthansa an seinem Flughafen zurück.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Fraport-Chef Stefan Schulte fordert, die Sicherheitskontrollen an den Flughäfen neu zu organisieren. "In den Ländern, in denen das gut funktioniert, ist der Flughafenbetreiber selbst stärker in der Verantwortung", so Schulte im SZ-Gespräch. "Wenn wir das auch hätten, hätten wir kaum Wartezeiten und viel mehr Puffer, wenn es Abweichungen vom Flugplan gibt." In Deutschland organisiert die Bundespolizei das Kontrollverfahren, kritisiert werden aber auch die Flughäfen.

Unter anderem beschwerte sich der Frankfurter Hauptkunde Lufthansa, weil die Schlangen an den Sicherheitskontrollen mitunter enorm lang waren. Dadurch würden täglich mehrere hundert Passagiere ihre Flüge verpassen. Fraport hatte die Passagiere aufgefordert, bis zu drei Stunden vor Abflug am Flughafen zu sein. "Wir müssen es gemeinsam schaffen, die Kontroll-Linien deutlich effizienter zu machen," so der Frankfurter Flughafenchef. "In Amsterdam oder Brüssel ist der Durchsatz doppelt so hoch wie in Frankfurt oder an anderen deutschen Flughäfen." Schulte gibt sich indes optimistisch: "Die Gespräche mit der Leitungsebene des Ministeriums laufen in die richtige Richtung. Aber jetzt muss das in den konkreten politischen Prozess, das wird noch dauern, konkrete Verhandlungen müssen folgen." Bis es soweit ist, will Fraport mit zusätzlichen Kontrollstellen für Abhilfe sorgen. Auf einem Parkplatz vor dem Terminal 1 wird eine Leichtbauhalle errichtet.

Niemand will die Verantwortung für die Verspätungen im Luftverkehr übernehmen

Schulte machte auch die rasante Entwicklung des Luftverkehrs für die Probleme verantwortlich. "Wir haben ein viel stärkeres Wachstum in Frankfurt, als von den Airlines noch vor einem halben Jahr prognostiziert, insbesondere im Terminal 1," so Schulte. Dort werden die Lufthansa-Flüge abgefertigt. Für die vielen Verspätungen und Annullierungen, unter denen die Passagiere leiden, seien nicht die Flughäfen hauptverantwortlich, sondern die mangelnde Kapazität bei den Flugsicherungen. "Die Pünktlichkeit ist deswegen schon im letzten Jahr deutlich zurückgegangen. Wir wissen: Der obere Luftraum ist zu."

Das Verhältnis zwischen Lufthansa und Fraport ist schon länger angespannt. Lufthansa-Chef Carsten Spohr wirft Fraport vor, 20 Prozent zu teuer zu sein und dafür keine ausreichende Qualität zu liefern. Die Airline hat bereits fünf Airbus A380 nach München abgezogen. Spohr deutete zuletzt im SZ-Interview an, dass Lufthansa weitere Großraumflugzeuge abziehen werde und verstärkt auf die kleineren Drehkreuze wie München oder Zürich setzen werde. Diese bevorzugten auch die Kunden, weil das Umsteigen bequemer sei.

Schulte lässt die Kritik aber nur zum Teil gelten. "Inzwischen entsprechen die 20 Prozent Kostennachteil gegenüber München nicht mehr den Fakten", so der Flughafen-Chef. "Wir drehen mehrere Nullrunden, München hat erhöht, also sind wir schon einmal deutlich näher dran." Die Verhandlungen über eine intensivere Zusammenarbeit liefen weiter."

Trotz des Abzugs der Großraumflugzeuge sieht Schulte auch keine Gefahr, dass Lufthansa den Schwerpunkt noch mehr von Frankfurt nach München verlagern könnte. "Ich habe nicht gesehen, dass Lufthansa bereit ist, hier in Frankfurt Marktanteile abzugeben. Im Gegenteil, sie ist die Airline, die in absoluten Zahlen am stärksten wächst."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: