Luftfahrt:Auf diesen Strecken will Easyjet gegen Lufthansa antreten

Luftfahrt: Eine Easyjet-Maschine vor der Landung in Genf: Die britische Fluglinie will demnächst in Deutschland Lufthansa Konkurrenz machen.

Eine Easyjet-Maschine vor der Landung in Genf: Die britische Fluglinie will demnächst in Deutschland Lufthansa Konkurrenz machen.

(Foto: Fabrice Coffrini/AFP)
  • Nach der Air-Berlin-Pleite will der britische Billigflieger Easyjet der Lufthansa neue Konkurrenz auf vier innerdeutschen Strecken machen.
  • Von Berlin-Tegel aus will die Airline zu vier deutschen und 15 europäischen Zielen fliegen.

Von Jens Flottau, Genf

Die Billigairline Easyjet steigt in den innerdeutschen Flugverkehr ein. Von Januar an will das Unternehmen von Berlin-Tegel aus Flüge zu vier deutschen und 15 europäischen Zielen anbieten. Im Laufe des Jahres 2018 soll der Flugplan dann noch einmal deutlich ausgeweitet werden.

Mit der Entscheidung kehrt zumindest auf einigen innerdeutschen Strecken wieder Wettbewerb zurück. Seit die insolvente Air Berlin ihren Flugbetrieb eingestellt hat, ist die Lufthansa auf fast allen innerdeutschen Verbindungen der einzige Anbieter. Viele Passagiere klagen seitdem über deutlich gestiegene Flugpreise. Die sind auch darauf zurückzuführen, dass seit der Air-Berlin-Pleite deutlich weniger Flugzeuge auf innerdeutschen Strecken unterwegs sind. Mit dem Einstieg von Easyjet könnte sich die Lage erholen.

Vom 5. Januar an fliegt die Airline von Berlin nach Düsseldorf, München, Stuttgart und Frankfurt. Sie machte keine exakten Angaben zur Zahl der Flüge, will aber für Geschäftsreisende attraktive Startzeiten anbieten und bis zu fünf Verbindungen pro Tag durchführen. Insgesamt bringt Easyjet zwischen Anfang Januar und Ende März rund eine Million zusätzliche Sitze auf den Markt.

Easyjet hatte von der insolventen Air Berlin den Standort am Flughafen Tegel übernommen und will dort künftig 25 Flugzeuge stationieren. Es wird aber voraussichtlich bis Ende 2018 dauern, bis das Unternehmen genügend Piloten und Flugbegleiter geschult und die Maschinen umgeschrieben hat. Am Anfang hilft auch die Ferienfluggesellschaft Condor aus, die für vier Monate vier Flugzeuge mit Besatzung an Easyjet vermietet. Vorläufig nicht im Angebot hat Easyjet die Verbindungen von München nach Hamburg, Düsseldorf und Köln/Bonn, sowie von Düsseldorf nach Hamburg, auf denen früher Air Berlin für Wettbewerb gesorgt hat. Unklar ist auch, ob Easyjet zu einem späteren Zeitpunkt innerdeutsche Strecken anbieten wird, die nicht die Basis in Tegel berühren.

Die Europäische Kommission muss den Plänen noch aus wettbewerbsrechtlicher Sicht zustimmen, was jedoch als sicher gilt. Anders sieht die Lage im Fall der Lufthansa aus, die die Air Berlin-Tochtergesellschaften Niki und LGW übernehmen möchte. Nach Informationen aus Branchenkreisen sieht die Kommission die Pläne weiterhin äußerst kritisch. Die Lufthansa hatte am vergangenen Donnerstag darüber informiert, zu welchen Zugeständnisse sie bereit wäre. Dadurch verlängerte sich die Frist für eine Entscheidung der Kommission um mehrere Wochen, sie soll nun bis zum 21. Dezember fallen. Die Kommission wird die Übernahme dann entweder genehmigen oder eine vertiefte Prüfung beschließen, die 90 Arbeitstage dauern kann.

Niki-Übernahme könnte negative Folgen für Vebraucher haben

In informierten Kreisen heißt es, die Kommission habe bei Lufthansa weitere Informationen darüber angefordert, welche Slots sie abzugeben bereit ist. Diese Zeitfenster für Starts und Landungen sind in den Verhandlungen um die Überreste von Air Berlin besonders begehrt. Bedenken gibt es vor allem, weil sich die Streckennetze von Niki und Lufthansa/Eurowings stark überschneiden.

Aus Sicht der Wettbewerbshüter könnte eine Übernahme daher negative Folgen für die Verbraucher haben. Insidern zufolge hatte die Kommission dem Air Berlin-Generalbevollmächtigten Frank Kebekus diese Bedenken signalisiert. Er hätte sich aber gegen verbindliche Angebote unter anderem von Thomas Cook und der International Airlines Group (IAG) entschieden. Diese waren finanziell wesentlich weniger attraktiv.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr sagte bereits, er würde Niki auch "quasi ohne Slots" übernehmen. Dem Vernehmen nach gilt dieses Angebot für den besonders verstopften Flughafen Düsseldorf. In Berlin, München und Palma de Mallorca will Lufthansa aber Niki-Slots nutzen. Die Wettbewerbshüter sollen dem Vernehmen nach Sorge haben, dass Lufthansa über Umwege doch wieder Zugriff auf die Start- und Landezeiten bekommen könnte. Die frei gewordenen Zeitfenster werden nämlich aus dem sogenannten Slot-Pool nach einem festgelegten Schüssel verteilt - 50 Prozent gehen an Fluggesellschaften, die den betroffenen Flughafen schon nutzen, die andere Hälfte an neue Anbieter.

Für Niki wäre ein Übernahme-Verbot existenzgefährdend

Branchenkreisen zufolge muss Lufthansa Flugzeuge von LGW und Niki, auf die sie sich den Zugriff durch Kauf oder Leasingverträge gesichert hat, abgeben, falls sich andere Käufer für die beiden Unternehmen finden. Insgesamt handelt es sich dabei um 42 Maschinen. Ein Wegfall der LGW-Flugzeuge würde bei Lufthansa-Tochter Eurowings für massive Schwierigkeiten sorgen. Schließlich nutzt Eurowings die 20 LGW-Maschinen schon jetzt per Miete im eigenen Netz. Dort ersetzen sie rund 30 Air-Berlin-Jets, die mit der Pleite weggefallen waren. Spohr hatte betont, Lufthansa bekomme in jedem Fall einen Großteil der 80 Flugzeuge, die sie angestrebt habe.

Würde die Kommission den Kauf durch die Lufthansa ablehnen, könnte dies für Niki allerdings zum existenziellen Risiko werden. Schon jetzt fliegt Niki nur noch dank finanzieller Hilfe der Lufthansa, angeblich zehn Millionen Euro pro Woche. Einer Insolvenz könnte sie wohl nur entgehen, wenn schnell ein anderer Käufer einspringt.

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