Luftfahrt:Afrika von oben

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Immer mehr Verbindungen von Äthiopien in die Welt: Ein „Boeing Dreamliner“ von Ethiopian parkt auf dem Flughafen von Los Angeles.

(Foto: Rüdiger Wölk/imago)

Der rasante Aufstieg von Ethiopian Airlines ist eine beeindruckende Erfolgsgeschichte. Jetzt will die Regierung einen Minderheitsanteil verkaufen - eine Chance für Investoren.

Von Bernd Dörries, Kapstadt

Es war ein Abend, an dem schnell deutlich wurde, dass das Management von Ethiopian Airlines keine halben Sachen macht. Gerade war der erste Flug aus Addis Abeba in Asmara gelandet, hatten sich Äthiopier und Eritreer in den Armen gelegen, die zwei Jahrzehnte durch Krieg und Feindschaft getrennt waren. "Es ist ein historischer Tag", sagte Tewolde Gebremariam, der Chef von Ethiopian Airlines, an diesem Juliabend in einem Hotel in Asmara vor einigen Hundert Gästen. Die dann die Gläser hoben auf das historische Ereignis. Es gab äthiopisches Bier und Wein aus dem Nachbarland, auch das Essen hatten die Äthiopier mitgebracht zusammen mit der Botschaft, sich auch gleich an der nationalen Fluglinie Eritrean Airlines beteiligen zu wollen. Wenn man schon mal hier ist. Nach der langen Bankett-Rede von Tewolde wussten viele Gäste nicht, was eigentlich gefeiert wird - der historische Friedensschluss oder das glänzende Geschäft von Ethiopian Airlines.

Seit sieben Jahren leitet Tewolde die Geschäfte von Ethiopian, seitdem hat sich die Zahl der Flugzeuge und Passagiere verdreifacht: Mit 100 Maschinen werden 120 internationale Ziele angeflogen und zehn Millionen Gäste befördert. Seit einigen Jahren ist Ethiopian auch Mitglied der Star Alliance, zu der auch Lufthansa zählt. Es ist eine der größten Erfolgsgeschichten Afrikas. Die vor allem ohne Hilfe von außen gelungen ist und zeigt, was alles möglich ist, wenn ein Unternehmen ein klares Ziel hat, und es auch verfolgen kann, ohne zu viel Korruption und staatliche Behinderung. Die Regierung Äthiopiens hat die Fluggesellschaft bisher autonom handeln lassen, möchte aber nun einen Minderheitsanteil verkaufen, um Geld für weitere Investitionen zu haben.

Es ist das erste Mal, dass Äthiopien Ausländern eine Beteiligung an den staatlichen Unternehmen anbietet. Der junge Premierminister Abiy Ahmed, seit Frühjahr im Amt, reformiert das Land in einem atemberaubenden Tempo, will es für Investoren öffnen.

Die Post-Tochter DHL hat vor wenigen Tagen mit der Frachtsparte von Ethiopian ein Joint-Venture gegründet, bereits davor arbeiteten die beiden Unternehmen zusammen. Mit ziemlich beeindruckenden Ergebnissen. Wer am Montagmittag ein Paket ein Addis Abeba aufgibt, erreicht damit in der Regel Freitagmorgen seinen Kunden in Kapstadt, über eine Distanz von 5200 Kilometern.

Auch für eine Beteiligung offen ist Ethio-Telecom, der staatliche Telekommunikationskonzern, der im Mobilfunk das Monopol hat. Gerd Müller, der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, war gerade in Äthiopien und wünscht sich mehr Investitionen der deutschen Unternehmen. "In Äthiopien gibt es für die deutsche Wirtschaft riesige Chancen, das ist ein Land mit 100 Millionen Einwohnern und großer Reformdynamik. Der Premierminister Abiy Ahmend wünscht sich deutsche Firmen im Land. Zum Beispiel könnte sich die Telekom am staatlichen Telekommunikationskonzern Ethio-Telecom beteiligen. Darüber werde ich mit der Telekom sprechen."

Ethio-Telecom gehört zu den eher schlecht gemanagten Firmen. Selbst in der Millionenstadt Addis Abeba kann man nur an einer Handvoll an Orten Sim-Karten kaufen, die in Afrika für Kunden so wichtigen Bezahlsysteme wurden verschlafen.

Anders Ethiopian Airlines, das seine Ziele jedes Jahr korrigieren muss - nach oben. "Das ist umso bemerkenswerter, da Afrika für die Luftfahrt nicht der leichteste Kontinent ist", sagt Vorstandschef Tewolde. Zwar haben sich die meisten afrikanischen Staaten dazu bekannt, ihren Luftraum zu öffnen, in der Praxis gibt es aber viele kleine Staaten, die ihre winzigen Fluglinien vor zu viel Konkurrenz schützen oder eine eigene Airline gründen wollen.

Anstatt Ewigkeiten auf Landerechte und Konzessionen in anderen Staaten zu warten, ist Ethiopian Airlines nun dazu übergegangen, sich an den Fluggesellschaften kleinerer Staaten zu beteiligen oder sie ganz zu übernehmen: Malawi, Tschad, Sambia, Guinea und Togo. Im Monatstakt werden gerade neue Allianzen bekannt gegeben, Ethiopian hat ein funktionierendes Management, das in vielen Staaten begehrt ist. Nigeria, das bevölkerungsreichste Land Afrikas, hat es trotz seiner Milliardeneinnahmen aus dem Öl bisher nicht geschafft, eine funktionierende Fluggesellschaft aufzubauen, alle Versuche scheiterten nach ein paar Jahren. Nun werden Gespräche mit Ethiopian geführt.

Keine schlechten Zeiten für den Einstieg eines Investors. Im gerade abgelaufenen Geschäftsjahr machte Ethiopian einen Gewinn von 210 Millionen Euro bei einem Umsatz von 2,8 Milliarden. Im nächsten Jahr soll es noch besser werden. Gerade wurde in Addis Abeba der neue Teil des Flughafens eingeweiht.

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