Lokführer-Streik:Warnstreiks legen Bahnverkehr lahm

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Murrende Fahrgäste, lange Schlangen vor den Reisecentern: Trotz eines Angebots der Deutschen Bahn bestreikt die Lokführergewerkschaft für bessere Arbeitsbedingungen bundesweit den Feierabendverkehr - und streitet weiter mit der Konkurrenz.

  • Der Tarifstreit der Deutschen Bahn hat bundesweit viele Berufspendler getroffen. Die Gewerkschaft GDL legte etliche S-Bahnen sowie Regional- und Fernzüge lahm.
  • GDL-Chef Claus Weselsky kündigt weitere Streiks an.
  • Bahn-Personalchef Ulrich Weber zeigt sich enttäuscht und wirft der GDL grobe Täuschung vor.
  • Kern des Konflikts: Die Gewerkschaften GDL und die konkurrierende Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG streiten darum, wer für welche Mitarbeitergruppe die Verhandlungen führen darf.

Durch den GDL-Streik fallen bundesweit Züge aus

Der Tarifstreit bei der Deutschen Bahn hat im Feierabendverkehr am Montagabend viele Berufspendler getroffen. Die Lokführergewerkschaft GDL legte ab 18.00 Uhr etliche S-Bahnen sowie Regional- und Fernzüge bundesweit lahm. Die DB sprach von zehntausenden betroffenen Bahngästen, laut Lokführergewerkschaft GDL standen "über 90 Prozent" der Güter- und Personenzüge zwischen 18 und 21 Uhr still.

Besonders folgenreich seien die Arbeitsniederlegungen bei den S-Bahnen in Berlin, Hamburg, Hannover, Frankfurt, München und Stuttgart sowie in Nordrhein-Westfalen gewesen, teilte die Bahn mit. Fernreisende wie Pendler hätten teils stundenlang in Zügen oder auf den Bahnhöfen warten müssen. Im Fernverkehr waren nach Bahnangaben rund 50 Züge von den Streiks betroffen.

Der Streik wurde zwar nur bis 21 Uhr angesetzt. Bis sich der Zugverkehr ohne Ausfälle und Verspätungen normalisiert, dauert es aber gewöhnlich mehrere Stunden. Bahnkunden müssen sich der Mitteilung zufolge auch noch am Dienstag auf Störungen im Bahnverkehr einstellen.

GDL-Chef Weselsky schließt weitere Streiks nicht aus

GDL-Chef Claus Weselsky bereitete die Bahnfahrer auf weitere Behinderungen vor: "Wir gehen davon aus, dass wir eventuell noch ein, zwei Warnstreiks durchführen." Sollte die Bahn nicht einlenken, würde parallel über einen Dauerstreik abgestimmt.

An den Anzeigetafeln in Bahnhöfen und im Internet vermeldete die Bahn am Abend zahllose Zugausfälle und Verspätungen. Zu einem kompletten Stillstand kam es jedoch nicht, weil die GDL zwar die Mehrheit der Lokführer vertritt, es jedoch auch noch Beamte unter ihnen gibt, die nicht streiken dürfen.

Bahn-Chef Weber wirft der GDL eine grobe Täuschung vor

Die GDL zog ihren Streik am Montag ungeachtet eines neues Angebots der Bahn durch. Bahn-Personalchef Ulrich Weber zeigte sich daher enttäuscht: "Das Verhalten der GDL ist absolut unverständlich." Er hatte angeboten, über alle Forderungen der Lokführer zu verhandeln, nachdem die Bahn zunächst nur eine Einmalzahlung in Aussicht gestellt hatte.

Außerdem warf Weber der GDL grobe Täuschung vor. Anders als angekündigt, sei nicht der Güterverkehr, sondern vor allem der Personenverkehr von den Arbeitsniederlegungen betroffen gewesen. "Die GDL hat Foul gespielt", erklärte Weber. In dem festgefahrenen Tarifstreit ist trotz eines neuen Angebots des Unternehmens keinerlei Bewegung in Sicht.

Bessere Arbeitsbedingungen für Lokführer und Zugbegleiter

Die GDL verlangt fünf Prozent mehr Lohn, die Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 37 von 39 Stunden sowie bessere Schichtpläne. Kern des Konflikts ist aber, dass die GDL dies nicht mehr allein für die 20 000 Lokführer fordert, sondern auch für rund 17 000 Zugbegleiter und Rangierführer, die von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG vertreten werden.

Machtkampf zwischen den Gewerkschaften GDL und EVG

Beide Gewerkschaften streiten nun darum, wer für welche Mitarbeitergruppe die Verhandlungen führen darf. Weber bekräftigte am Montag, Ziel der DB bleibe es, eine Kooperationsabrede mit beiden Gewerkschaften zu vereinbaren. So wolle die Bahn konkurrierende Tarifverträge vermeiden. Das neue Angebot der DB beinhalte Weber zufolge die Bereitschaft, über alle Tarifforderungen der GDL zu verhandeln.

Die GDL erklärte dagegen, in ihrer Gewerkschaft seien über 80 Prozent der Lokomotivführer und 30 Prozent der Zugbegleiter in den Eisenbahnverkehrsunternehmen organisiert. Sie werde sich "die Tarifhoheit für das Zugpersonal in den Eisenbahnverkehrsunternehmen nicht aus der Hand nehmen" lassen. Es müsse "Schluss sein mit permanenten Überstunden und überzogener Belastung" forderte die Gewerkschaft. Eine Begrenzung der Überstunden sei "zwingend erforderlich".

© SZ.de/Reuters/AFP/fie - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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