Lohnentwicklung:Weniger Geld im Portemonnaie

Lesezeit: 2 min

Düstere Aussichten: 2009 müssen sich die Deutschen auf Gehaltseinbußen einstellen - von "schmerzhaften Einschnitten" bei den Reallöhnen ist gar die Rede.

Ausgerechnet in den vergangenen Jahren, als die Wirtschaft weltweit zu einem Höhenflug ansetzte, ist die Kluft zwischen hohen und niedrigen Löhnen in Deutschland besonders stark gestiegen. Im Vergleich der Industriestaaten sei die Schere nur in Polen noch deutlicher auseinandergegangen, errechnete die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in ihrem "Globalen Lohnreport 2008/2009". Hierzulande stiegen die Reallöhne demnach in den vergangenen Jahren relativ langsam - genauso wie einer Berechnung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung zufolge - die Arbeitskosten.

Produktion des VW Phaeton in der Gläsernen Manufaktur in Dresden. (Foto: Foto: ddp)

Und im kommenden Jahr müssen sich die Deutschen sogar auf Gehaltseinbußen einstellen, denn für 2009 prognostiziert der ILO-Bericht "schmerzhafte Einschnitte" bei den Reallöhnen. Während die Organisation weltweit noch einen Anstieg von maximal 1,1 Prozent erwartet, geht die ILO in Deutschland für 2009 von einem durchschnittlichen Lohnrückgang um 0,5 Prozent aus.

Zwischen 2001 und 2007 hatte es lediglich ein jährliches Lohnplus von 0,51 Prozent gegeben. In Frankreich lag das Plus ähnlich niedrig. Dagegen verbuchten einige Schwellenländer rapide Zuwächse. In China stiegen die Löhne im Schnitt um knapp 13 Prozent, in Russland sogar um etwa 14 Prozent pro Jahr.

Das Phänomen, dass sich die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter öffnet, ist nicht nur in Deutschland spürbar. Denn der ILO zufolge lag die Lohnungleichheit auch in den USA, Kanada oder Australien zwischen 2004 und 2006 höher als noch Mitte der neunziger Jahre. Die schlechteste Bilanz weist indes Argentinien auf, dort entwickelte sich die Lohnungleichheit am deutlichsten. Eine ähnlich deutliche Entwicklung sei in China oder Thailand zu beobachten, erklärte die UN-Arbeitsorganisation.

Geringer Anstieg der Arbeitskosten

Es gibt jedoch auch umgekehrte Entwicklungen, auch in Europa. Länder wie Österreich oder Frankreich schafften es nämlich, die Lohnungleichheit zu verringern. Auch Brasilien oder Indonesien gelang dies - wobei aber die Kluft zum Beispiel in Indonesien demnach immer noch viermal so groß ist wie in Deutschland. Während die Löhne der am besten verdienenden zehn Prozent dort im Schnitt 13,4 Mal so hoch ausfallen wie diejenigen der zehn Prozent am unteren Ende der Lohnskala, liegt dieser Quotient in Deutschland mit 3,26 noch deutlich niedriger.

Nicht nur die Reallöhne nahmen hierzulande zuletzt nur wenig zu; einer jüngst in Düsseldorf vorgelegten Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung gilt dies auch für die Arbeitskosten. Diese seien 2007 um 1,2 Prozent und damit erneut weitaus langsamer gestiegen als im Durchschnitt von EU und Eurozone. Mit im Schnitt 28 Euro pro geleisteter Arbeitsstunde in der Privatwirtschaft liege Deutschland im EU-Vergleich auf Rang acht.

© sueddeutsche.de/AFP/dpa/tob/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: