Loewe:Luft holen

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Der TV-Gerätehersteller Loewe kämpft ums Überleben - wieder einmal. Nach hohen Verlusten im Jahr 2018 hat Loewe beim Amtsgericht Coburg Antrag auf ein vorläufiges Insolvenzverfahren gestellt. Es wird in Eigenverwaltung abgewickelt.

Von Uwe Ritzer, Nürnberg

Die Mitteilung liest sich, als hätten ihre Verfasser es nicht übers Herz gebracht, den hässlichen Begriff zu verwenden: Insolvenz. Er kommt kein einziges Mal vor; lieber schreiben die Verantwortlichen des Fernsehgeräteherstellers Loewe nebulös von einer anstehenden, dringend notwendigen Sanierung, ihrem damit verbundenen Optimismus und überhaupt den vielen Zukunftsplänen, die man habe und mit denen man ganz bestimmt erfolgreich sein werde. Was abzuwarten bleibt, denn das 1923 in Berlin gegründete Unternehmen mit Sitz im fränkischen Kronach kämpft einmal mehr nicht weniger als ums nackte Überleben.

Nach hohen Verlusten 2018 und Umsatzeinbrüchen von 20 Prozent in den ersten Monaten dieses Jahres hat Loewe Technologies beim Amtsgericht Coburg Antrag auf ein vorläufiges Insolvenzverfahren gestellt. Abgewickelt wird es in Eigenverwaltung, was bedeutet, dass nicht ein gerichtlich bestellter Insolvenzverwalter das Kommando übernimmt, sondern die Geschäftsführer vorerst weiter in der Verantwortung stehen. Wenn auch unter Aufsicht des gerichtlich bestellten Sachwalters Rüdiger Weiß, der die Sanierung im Interesse der Gläubiger überwacht.

Am Freitagmittag wurden die gut 500 Beschäftigten informiert, deren Löhne und Gehälter im Zuge des Verfahrens für drei Monate gesichert sind. Loewe-Chef Ralf Vogt versicherte, der Geschäftsbetrieb laufe weiter wie bisher, alle Kundenaufträge würden planungsgemäß abgearbeitet und sämtliche Lieferantenrechnungen bezahlt. Der Vorteil des Verfahrens für das Unternehmen ist der damit verbundene, dreimonatige Schutz vor Gläubigeransprüchen; die Firma kann in dieser Zeit im Idealfall Luft holen. Ob Personal abgebaut wird, ist offen.

Nach verlustreichen Jahren erwirtschaftete die Firma 2017 erstmals seit Langem einen kleinen operativen Gewinn, bei einem Umsatz von 151 Millionen Euro. 2018 gingen die Geschäfte jedoch merklich zurück. Schuld daran ist nicht zuletzt ein seit Jahren tobender, ruinöser Preiskampf in der Branche, bei dem TV-Geräte zwar technisch immer besser, preislich aber auch immer günstiger werden. Speziell der Markt für besonders hochwertige und dementsprechend teure Fernseher, in dem Loewe sich bewegt, schrumpfte im Zuge dessen merklich.

Bereits 2013 war Loewe in die Insolvenz geschlittert, aus der heraus der Münchner Finanzinvestor Stargate Capital in Gestalt der beiden Investoren Mark Hüsges und Boris Levin das Unternehmen übernahm. Letzterer ist inzwischen wieder ausgeschieden. Hüsges gab zum Jahreswechsel den Vorsitz der Geschäftsführung an Ralf Vogt ab. Gleichzeitig suchte das Unternehmen nach neuen Gesellschaftern, also nach frischem Kapital.

Vogt, selbst seit vielen Jahren bei Loewe, will nun auf das Tempo drücken. Es habe sich herausgestellt, dass Loewe schneller und konsequenter saniert werden müsse, als noch zu Jahresbeginn absehbar war, sagt Vogt. Entsprechend will er das Onlinegeschäft forcieren, jenes mit Audio-Produkten wie Lautsprechern ausbauen und spezielle Software für TV- und Audiogeräte verkaufen. Bereits seit geraumer Zeit fertigt Loewe auch für branchenfremde Unternehmen Elektronikkomponenten, etwa für die Automobilindustrie, sowie Heizungstechnik- und Klimaanlagenhersteller. Diese Sparte soll ebenfalls ausgebaut werden. Große Hoffnungen verbinden die Verantwortlichen auch mit einer Einkaufskooperation mit der japanischen Firma Toyoichi Tsusho.

© SZ vom 04.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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