Süddeutsche Zeitung

Fernsehgerätehersteller:Loewe ist insolvent

Schon 2013 war das Unternehmen in die Insolvenz gestürzt. Jetzt hat Loewe erneut große Probleme: Das Geschäft mit Premium-Fernsehern ist eingebrochen.

Von Uwe Ritzer, Nürnberg

Der Fernsehgerätehersteller Loewe kämpft einmal mehr ums Überleben. Das Unternehmen mit Sitz im oberfränkischen Kronach leidet unter massiven Umsatzeinbrüchen und soll im Zuge eines vorläufigen Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung saniert werden.

Kurz nach 12 Uhr veröffentlichte die Firma am Freitag eine Mitteilung, die erkennbar vor allem Optimismus ausstrahlen soll und sich deshalb um einen zentralen Begriff drückt: Insolvenz. Dabei handelt die Mitteilung von nichts anderem als einem vorläufigen Insolvenzverfahren, über das sich Loewe zu retten hofft. Nur dass es eben ein vorläufiges Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung ist, bei dem nicht ein Insolvenzverwalter das Kommando in der Firma übernimmt, sondern das Management die Geschäftsführung behält - unterstützt von einem Sachwalter, den das Gericht bestellt, im konkreten Fall dem Rechtsanwalt Rüdiger Weiß. Er überwacht das Verfahren im Interesse der Gläubiger.

Das Unternehmen steckt schon länger in Schwierigkeiten. 2018 gab es in Kronach Kurzarbeit, wenig später wurde bekannt, dass Loewe nach Investoren sucht, da die Firma dringend frisches Kapital braucht. Endgültig in die Bredouille geriet Loewe, weil im laufenden Quartal der Umsatz mit den im obersten Preissegment angesiedelten TV-Geräten um 20 Prozent eingebrochen ist, wie Geschäftsführer Ralf Vogt erklärte. Schuld daran sei die "anhaltende Marktschwäche bei Fernsehgeräten". Seit Jahren liefern sich die Hersteller einen erbitterten Preiskampf, im Zuge dessen die Geräte im Schnitt immer billiger werden, obwohl sie technisch immer besser sind.

"Der Geschäftsbetrieb bei Loewe geht während der Sanierung ohne Einschränkungen weiter", so Vogt. "Wir können alle Kundenaufträge planmäßig erfüllen und werden auch unsere Lieferantenverbindlichkeiten begleichen, die während des Verfahrens entstehen." Die Löhne und Gehälter der gut 500 Beschäftigten sind demnach für die Dauer des zunächst auf drei Monate befristeten Verfahrens gesichert. Vogt ist erst seit Kurzem im Amt. Es habe sich herausgestellt, dass die Firma schneller und konsequenter saniert werden müsse als noch zu Jahresbeginn gedacht, erklärte er.

2013 stürzte Loewe schon einmal in die Insolvenz

Es ist nicht das erste Mal, dass Loewe ins Straucheln gerät. Zuletzt stürzte das Unternehmen 2013 in die Insolvenz, ehe 2014 der Münchner Finanzinvestor Stargate Capital in Gestalt von Mark Hüsges und Boris Levin das Unternehmen übernahm. Letzterer ist auf Eigentümerseite dem Vernehmen nach bereits wieder ausgestiegen. Loewe wurde 1923 in Berlin als Radiofrequenz GmbH von den Brüdern David und Siegmund Loewe gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelte die Firma in die Kleinstadt Kronach in Oberfranken um.

Firmenchef Vogt bemüht sich derweil nach Kräften, Zuversicht auszustrahlen. Er kündigte an, das Geschäft mit Audioprodukten auszubauen, ebenso den Online-Vertrieb und die Entwicklung spezieller Software für Unterhaltungselektronikgeräte. Man wolle sich "noch intensiver" auf "Kernkompetenzen, Kernprozesse und Schlüsselaktivitäten konzentrieren", so Vogt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4431191
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/vit
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.