Ein Geschäftsmann ist in einer fremden Stadt angekommen. In zwei Stunden hat er einen Termin. Vorher muss er noch eine Kollegin treffen. Am besten wäre es, wenn man das mit dem Mittagessen verbinden könnte. Aber reicht dafür die Zeit noch? Etwas gegen die stechenden Kopfschmerzen wäre auch nicht schlecht.
Jetzt muss er sich durchfragen. Und warum geht die Kollegin eigentlich nicht an ihr Mobiltelefon? Vielleicht, weil sie nicht gestört zu werden will - bei ihrer Suche nach einem Restaurant. Einem italienischen Restaurant. Es gibt eines, ganz in der Nähe: Das liest sie von ihrem Mobiltelefon ab.
Ihr Kollege befindet sich nur paar Meter entfernt davon. Auch das liest sie von ihrem Handy ab. Als sie nur wenige Minuten später am Tisch im Restaurant sitzen, sucht sie ihm per Handy noch schnell die nächste Apotheke raus. "Wir schaffen das leicht, genügend Zeit. Ich weiß genau, wo du hinmusst."
Ein solches Szenario versprechen Handyhersteller schon seit Jahren. Doch bisher war es kaum praktikabel, sogenannte Location Based Services (LBS) zu nutzen, also standortbezogene Dienste, die die Informationssuche mit dem Handy wesentlich erleichtern können.
Zu teurer, zu umständlich, zu ungenau. Doch mit Internet-Flatrates auch fürs Handy und großen technischen Fortschritten auf dem Gebiet der mobilen Kommunikation, vor allem der Implementierung von GPS-Chips in eine neue Generation von Handys, werden Location Based Services auch für den alltäglichen Gebrauch interessant.
Hohe Missbrauchsgefahr
Das Handy kann immer effektiver als Allzweck-Orientierungshilfe verwendet werden. Es bringt einen zuverlässig und auf dem schnellsten Weg zu einem bestimmten Ziel. In Notfällen können durch die Ortung des Mobiltelefons Hilfskräfte zu seinem Besitzer gelotst werden.
Verlorene oder gestohlene Handys können wieder aufgespürt werden. Oder Eltern überprüfen auf einfache Weise, wo ihr Kind gerade ist - oder zumindest dessen Handy. Speditionen können schnell nachvollziehen, wo ihre Fahrer gerade unterwegs sind. Auch Ehepartner, Freunde oder Bekannte können so geortet werden, allerdings sollten diese der Ortung zugestimmt haben.
Denn registriert zum Beispiel ein misstrauischer Ehemann das Handy seiner Frau ohne deren Wissen bei einem Ortungsdienst-Anbieter, um ihr hinterherzuspionieren, ist das strafbar. Die Missbrauchsgefahr ist in diesem Bereich hoch. Deshalb fordern Datenschützer, dass bei jeder Ortung eine Bestätigung per SMS erfolgt, damit der Handybesitzer darüber informiert wird, sobald sein Handy geortet wurde.
Die Möglichkeiten von LBS sind jedoch noch lange nicht ausgereizt. Vielversprechend sind zum Beispiel Anwendungen, die Fachleute Physical World Connection nennen. Zum Beispiel den Quick-Response-Code.
Durch den QR-Code kann der öffentliche Raum mit dem Internet verlinkt werden. Eine spezielle Lesevorrichtung, die Handys der neuen Generation bereits besitzen - andere können nachgerüstet werden -, ermöglicht es, den Code, der zum Beispiel auf einem Werbeplakat angebracht ist, einzuscannen.
Reale Objekte anklicken
Daraufhin bekommt man eine Nachricht oder man wird mit einer Seite des Internets verbunden, die zusätzliche Informationen bereithält. Point & Find, ein Verfahren, das die Handyfirma Nokia gerade entwickelt und das schon in einem Jahr einsatzbereit sein soll, treibt dieses Prinzip noch einen Schritt weiter.
Mit Point & Find wird es möglich sein, reale Objekte anzuklicken, ähnlich wie einen Link im Internet. Sie machen mit Ihrem Handy ein Foto von einem Auto, einem Filmplakat, einem Restaurant oder einem Gebäude - und bekommen sofort Informationen zu dem Objekt auf Ihr Mobiltelefon.
Sie fotografieren das Cover einer CD und werden automatisch mit einer Seite im Internet verbunden, über die Sie Songs der CD downloaden können. Oder: Sie fotografieren ein gerade auf den Markt gekommenes Cabrio, und schon können Sie Preis, PS-Zahl und verschiedene Ausstattungsmerkmale auf Ihrem Handy nachlesen. Und wo sich der nächste Autohändler befindet, zeigt es auch an. Die Öffnungszeiten dieses Restaurants? Klick!