Lithium:"Bislang haben alle abgewunken"

Trauerfeier für Lothar Späth

Rezzo Schlauch

(Foto: Christoph Schmidt/picture alliance / dpa)

Rezzo Schlauch, 71, war Bundesvorsitzender der Grünen und Staatssekretär. Heute arbeitet er als Wirtschaftsberater. Und er verkauft Lithium - doch warum nur?

Von Max Hägler

Rezzo Schlauch, 71, war Bundesvorsitzender der Grünen und Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. Mittlerweile ist er vor allem Wirtschaftsberater und Handlungsreisender. Sein aktuelles Projekt: eine Lithium-Mine in der Mongolei.

Herr Schlauch, wie kommt man zu einer Lithium-Mine?

Rezzo Schlauch: Ich bin seit Jugendzeiten begeistert von Dschingis Khan. Das hat damit zu tun.

Der sagenumwobene, mächtige Herrscher aus der asiatischen Steppe?

Ich finde die Geschichten über ihn und die Landschaft dort faszinierend, und vor zwei Jahren bin ich deshalb tatsächlich in die Mongolei gereist. An einem Abend traf ich dann Leute eines mongolischen Familienunternehmens zum Essen. Sie erzählten, es gebe hier ein Lithium-Vorkommen. Genau wusste ich da nicht Bescheid über den Wert, aber dass Lithium das Öl der elektromobilen Zukunft ist, war mir klar.

Und dann fuhren Sie sogleich hin?

Ich mag zwar spannende Sachen, aber das war mir dann doch zu beschwerlich: Das liegt endlos weit weg von jeder Stadt tief in der mongolischen Steppe. Sie erklärten mir die Größe der bislang explorierten Vorkommen, wir sahen uns Fotos und die Marktentwicklung an und schließlich baten sie mich, ob ich nicht helfen könne, deutsche Partner zu finden.

Wie viel könnte das wert sein?

Wohl einige Milliarden Euro.

Nun reisen Sie mit einem Mongolei-Dossier herum, hört man.

Ich hatte überall Termine in der Autoindustrie, am interessiertesten war ein Premiumhersteller. Aber bislang haben alle abgewunken. Sie begeben sich lieber in chinesische Abhängigkeiten, anstatt sich den eigenen Rohstoff-Zugang zu sichern.

Ihre Mühen waren umsonst?

Ich habe nun einen namhaften deutschen Industrie-Partner gefunden. Aber wir könnten schon sehr viel weiter sein, wenn öffentliches Interesse erkennbar wäre. Wir müssen etwa eine detaillierte Machbarkeitsstudie anfertigen lassen. Erst dann kann eine Mine gebaut werden, was wohl eine Milliarde Euro kosten wird.

Anderswo scheint es schneller zu gehen: Eine schwäbische Firma will jetzt in Bolivien Lithium fördern, deutlich unterstützt vom deutschen Staat.

Schön, dass die Politik nun den Wert von Rohstoffen erkennt. Aber man sollte die Umstände beachten. In Südamerika muss das Lithium aufwendig aus Salzseen mit bisher noch unbekannten Technologien und mit Unmengen von Wasser gewonnen werden. In Fernost ist es viel leichter, aus dem Gestein zu schürfen.

Vor Ort sind E-Autos doch sauber.

Unser Gewissen mit E-Mobilität zu beruhigen und an anderer Stelle nicht beherrschbare ökologische Probleme zu erzeugen, ist schwerlich zu verantworten.

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