Süddeutsche Zeitung

Neuer Wirtschaftsberater:Lars Feld wird persönlicher Berater von Finanzminister Lindner

Der Ökonom und Frank Zappa-Fan gilt als Verfechter des Ordo-Liberalismus: Der Staat soll schlank sein, aber auch stark.

Von Max Hägler

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) ernennt den Wirtschaftswissenschaftler Lars Feld offiziell zu seinem persönlichen ökonomischen Berater. Der 55 Jahre alte Saarländer, Anhänger der Musikband "Foo Fighters" und des Fußballvereins FC Bayern, war zehn Jahre lang Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ("Wirtschaftsweise") und lehrt an der Universität Freiburg. Die Stelle dort werde Feld weiterhin behalten, um unabhängig zu bleiben von der Ministerialbürokratie, so meldet es die Frankfurter Allgemeine Zeitung, ebenso wie er das Walter Eucken-Institut weiterhin führen werde.

Besonders durch letztere Position wird Felds Wirtschaftsphilosophie schnell deutlich, die künftig auch die Bundesregierung deutlicher beeinflussen könnte: Walter Eucken begründete aus der Erfahrung des ungezügelten Kapitalismus in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts den sogenannten Ordo-Liberalismus, auch "Freiburger Schule" genannt. Diese Denkrichtung ist eine der Grundlagen der sozialen Marktwirtschaft, die wiederum parteiübergreifend theoretische Grundlage deutscher Wirtschaftspolitik. Der Ordo-Liberalismus legt besonderen Wert auf den sogenannten "schlanken, aber starken Staat", der marktwirtschaftlichen Akteuren - mithin Unternehmen - möglichst viel Handlungsfreiheit lässt und Angebot und Produktivität vor Nachfrage und Verteilung stellt. Jedoch allzu mächtige Unternehmen oder gar Kartelle und Monopole konsequent einhegt.

Diese Haltung passt zur FDP und in den vergangenen Jahren gab es bereits auch immer wieder Austausch zwischen den Liberalen und Lars Feld. Wobei er keineswegs als ideologisch gilt: Bei Studierenden ist der Professor beliebt, weil der meist gut gelaunte und freundlich auftretende Professor auch andere Meinungen gelten lässt. Ist Feld indes überzeugt, dann bleibt er hartnäckig: Vor über einem Jahrzehnt hat er die Einführung der Schuldenbremse in Deutschland vorangetrieben, die die Kreditaufnahme des Staates begrenzt. Ebenso hat er sich stets gegen gemeinsame Anleihen der EU positioniert, da sie den Reformeifer mindern würden und ist auch einer, der Staatsinsolvenzen als Regulativ nicht ausschließen mag, aber: flankiert von Nothilfe für die Menschen.

In der Corona-Krise befürwortete Feld einerseits umfangreiche staatliche Unterstützungen, warnte jedoch andererseits vor übereilten branchenspezifischen Beihilfen. Spannend wird, wie Feld sich zu den immer stärkeren Unternehmen aus der Digitalökonomie wie Google oder Meta positioniert, denen etliche eine viel zu große Marktmacht bescheinigen.

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