Lilium:Vor Börsen-Debüt

Pressebild Lilium

Der Lilium Jet soll auf Regionalstrecken eingesetzt werden und Reisende schneller als Autos an ihr Ziel bringen.

(Foto: Lilium)

Das Flugtaxi-Unternehmen Lilium startet mit weniger Geld als erhofft.

Von Jens Flottau, Frankfurt

- Das Flugtaxi-Unternehmen Lilium wird voraussichtlich ab kommenden Mittwoch an der amerikanischen Technologiebörse Nasdaq notiert sein. Die Aktionäre der Zweckgesellschaft Qell Acquisition Corp. stimmten der geplanten Fusion mit Lilium mit großer Mehrheit zu. Die Aktien der sogenannte Special Purpose Acquisition Company (SPAC) werden bereits an der Börse gehandelt. Allerdings ließen sich vor der Transaktion zwei Drittel der Anteilseigner ihre Einlagen ausbezahlen.

Lilium entwickelt den siebensitzigen Lilium Jet. Das elektrische Fluggerät soll auf Regionalstrecken eingesetzt werden und Reisende schneller als Autos und Züge an ihr Ziel bringen. Unter anderem will Lilium ein Zubringer-Streckennetz an den Flughäfen München und Nürnberg aufbauen. Die ersten kommerziellen Flüge sollen 2024 stattfinden.

Dem Start-up fließt durch den Börsengang nun allerdings deutlich weniger Geld zu als ursprünglich geplant. Lilium hatte mit 830 Millionen US-Dollar kalkuliert, nun sind es nur 583 Millionen geworden. Das Unternehmen mit Sitz in Oberpfaffenhofen bei München ist nicht das einzige aus der Branche, bei dem eine SPAC-Transaktion nicht so erfolgreich verlaufen ist, wie erhofft. Der US-Konkurrent Joby Aviation erlöste im August nur etwas mehr als eine Milliarde Dollar. Eingeplant waren rund 1,6 Milliarden.

Mit dem Abschluss der Fusion und der Börsennotiz übernimmt bei Lilium der ehemalige Airbus-Chef Tom Enders den Vorsitz des Verwaltungsrates. Auch der amerikanisch-brasilianische Unternehmer David Neeleman und der ehemalige Airbus-Vorstand Henri Courpron treten dem Gremium bei.

Neeleman hat in den USA unter anderem die Fluggesellschaften Jet Blue und Breeze Airways gegründet, in Brasilien die Airline Azul. Diese hatte im August eine Absichtserklärung für den Kauf von 220 Lilium Jets abgegeben, die bis Jahresende in einen rechtlich verbindlichen Vertrag umgewandelt werden soll. Azul will damit zusätzlich zur traditionellen Airline ein Netz von Regionalverbindungen aufbauen. Die ersten Lilium Jets sollen aber zunächst in Deutschland und im US-Bundesstaat Florida eingesetzt werden.

Lilium hatte erst im März die größere siebensitzige Version des Fluggerätes angekündigt. Ein Vorläufer war kleiner und hatte nur fünf Sitze. Einer der Prototypen war wegen eines Batteriebrandes zerstört worden. Mittlerweile finden aber offenbar wieder Flugtests mit einem neuen Demonstrator statt. Lilium äußert sich nicht zu den Details des weiteren Zeitplanes und hat von früheren Flügen bislang auch nur kurze Videos ohne Ton veröffentlicht. Um die Zulassung im Jahr 2024 zu schaffen, müsste die Serienversion ihren Erstflug gegen Ende 2022 absolvieren.

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