Flugtaxi-Unternehmen:Mehr als 200 Millionen Euro für Lilium

Lesezeit: 2 Min.

Ein vorläufiges Modell eines Lilium-Jets (Foto: Karl-Josef Hildenbrand)

Die neu gegründete Mobile Uplift Corporation will den Flugtaxihersteller bis zur Zulassung des Lilium Jets finanzieren. Doch es gibt noch große Risiken.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Die Nachricht kam an Weihnachten, als schon niemand mehr an eine Rettung geglaubt hatte. Aber tatsächlich: Es hat sich offenbar eine Gruppe von Investoren gefunden, die den insolventen Elektroflugzeugbauer Lilium mit frischem Geld retten und den Lilium Jet bis zum Markteintritt finanzieren wollen. Jetzt äußerten sich die Investoren erstmals zu ihren Plänen, und sie machten deutlich: Die Kuh ist noch nicht vom Eis.

Die für den Zweck der Lilium-Übernahme gegründete Mobile Uplift Corporation (MUC) will mehr als 200 Millionen Euro in das Unternehmen stecken. Die größten Investoren der Gruppe sind nach Informationen aus Branchenkreisen ein Fonds der amerikanischen Risikokapitalgesellschaft Fifth Wall sowie ein europäischer Finanzinvestor. Daneben wollen sich in deutlich geringerem Maß der Batteriehersteller Customcells und einige andere Gläubiger und Altaktionäre von Lilium beteiligen. Auch Earlybird und der Münchner Finanzinvestor General Capital, die den Aufbau von Mobile Uplift organisiert haben, sollen künftig Anteile halten. Bislang nicht dabei ist der chinesische Konzern Tencent, er war einer der Hauptgeldgeber bei Lilium.

Allerdings: „Es muss noch einiges zusammenkommen, damit die jetzt begonnene Neuaufstellung von Lilium zu einem erfolgreichen Abschluss geführt wird“, so das Konsortium in einer Stellungnahme. „Die beteiligten Partner sind sich der Größe der Aufgabe und der damit verbundenen hohen Risiken und Herausforderungen bewusst.“ Allerdings finden sie auch, der Verlust von Lilium wäre „für Deutschland und Europa fatal“.

Hinter der MUC-Initiative steht unter anderem der General-Capital-Chef Philipp Schöller, der in der Anfangsphase auch MUC-Chef ist. Wenn die Übernahme abgeschlossen ist, soll aber der bisherige Lilium-Chef Klaus Roewe wieder an die Spitze des Unternehmens rücken.

Die Investoren machten deutlich, dass sie für die Übernahme Zeit benötigen, und sie rechnen nun mit dem Abschluss im Lauf des ersten Quartals und nicht schon Anfang Januar. Unter anderem müssen die noch zu gründenden Gläubigerausschüsse von zwei Lilium-Tochtergesellschaften dem Geschäft zustimmen. Es besteht allerdings vor allem aus zwei Gründen großer Zeitdruck: Die Mitarbeiter befinden sich für zwei bis drei Monaten in großer Unsicherheit, denn Lilium hatte praktisch allen kurz vor Weihnachten gekündigt. Zwar hatte das Unternehmen bei Bekanntgabe der Rettungsaktion zugesichert, alle würden wieder eingestellt werden, aber das kann erst nach der Übernahme stattfinden, womöglich also erst Ende März. Die Frage ist, wie viele Mitarbeiter so lange warten wollen – viele von ihnen sind als Spezialisten in der Branche sehr gefragt und dürften wenig Mühe haben, neue Jobs zu finden.

Die zweite Unsicherheit besteht auf der Seite der Lieferanten: Je länger das Prozedere dauert, desto größer ist die Gefahr, dass die Industriepartner ihr Engagement für Lilium zurückfahren oder einstellen. Beide Faktoren werden dann bei der Frage eine wichtige Rolle spielen, wie schnell Lilium den Lilium Jet durch die Flugerprobung bringen und zulassen kann. Der Erstflug war vor der Insolvenz für Anfang 2025 geplant, mindestens mehrere Monate Verzögerung scheinen nun unausweichlich zu sein.

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