Luftfahrt:Größter Auftrag für Lilium-Flugtaxis kommt aus Saudi-Arabien

Lesezeit: 2 Min.

So sieht der Prototyp des "Lilium Jets" aus. (Foto: Tim Hepher/REUTERS)

Die Fluggesellschaft Saudia bestellt bis zu 100 „Lilium Jets“ bei der bayrischen Flugtaxi-Firma. Der Auftrag hat ein Volumen von rund 700 Millionen Dollar.

Der bayerische Flugtaxi-Entwickler Lilium hat seinen bisher größten Auftrag bekommen: Saudi-Arabiens staatliche Fluggesellschaft Saudia will bis zu 100 elektrische „Lilium Jets“ kaufen. Die Saudia Group will die Flugtaxis mit vier bis sechs Sitzen nach eigenen Angaben unter anderem zur Beförderung von Mekka-Pilgern, aber auch für Besucher sportlicher Großereignisse und touristischer Ziele einsetzen. Beim Besuch einer Saudia-Delegation am Lilium-Firmensitz in Oberpfaffenhofen bei München wurden die Verträge über 50 feste Bestellungen und Optionen auf weitere 50 Maschinen am Donnerstag unterzeichnet. Wenn der Kunde die Option zieht, hat der Auftrag ein Volumen von rund 700 Millionen Dollar.

Der erste Lilium-Jet soll Ende 2026 an Saudia ausgeliefert werden, die 50 fest bestellten Maschinen erwartet Marketingchef Khaled Tash bis 2029, wie er der Nachrichtenagentur Reuters sagte. Die Fluggesellschaft würde damit zu den ersten Kunden gehören, die die Senkrechtstarter mit vier bis sechs Sitzen in Betrieb nehmen. Noch wartet Lilium auf die Zulassung der europäischen Flugsicherheitsbehörde, die 2026 vorliegen soll. Den ersten bemannten Flug hatte das Unternehmen am Mittwoch von Ende dieses Jahres auf Anfang 2025 verschoben, weil einige Zulieferteile später als erwartet kommen. Saudia hatte vor eineinhalb Jahren eine Absichtserklärung zum Kauf von bis zu 100 Lilium-Jets unterzeichnet.

Insgesamt hat Lilium nun nach eigenen Angaben 106 feste Bestellungen sowie 76 Optionen und knapp 600 Absichtserklärungen für die Flugtaxis, die mit je 30 von Elektromotoren angetriebenen Propellern eine Reichweite von rund 175 Kilometern haben. Sie sollen Geschwindigkeiten von bis zu 250 Kilometern pro Stunde erreichen. Die Batterien müssen nach 1000 bis 2000 Flugstunden ausgetauscht werden. Lilium-Mitgründer Daniel Wiegand sieht den Markt für Flugtaxis bei 4000 Stück pro Jahr - ein Viertel davon wolle Lilium abdecken. Der Großauftrag aus Saudi-Arabien erleichtert dem an der US-Technologiebörse Nasdaq gelisteten Unternehmen die Finanzierung. Denn bei festen Orders werden Anzahlungen fällig, mit denen Lilium das Flugtaxi weiterentwickeln kann. Bisher hat die Firma 1,5 Milliarden Dollar Kapital eingesammelt. Mit den Regierungen in Deutschland und Frankreich ist man in Gesprächen über Kredite und Bürgschaften.

250 Euro für 100 Kilometer

„Wir wollen die Art zu Reisen neu definieren“, sagte Saudia-Generaldirektor Ibrahim Al-Omar vor der Vertragsunterzeichnung. Der Wüstenstaat baut derzeit seine Infrastruktur massiv aus und will seine Abhängigkeit vom Erdöl reduzieren. Die Lilium-Jets seien prädestiniert, um Passagiere vom Flughafen in Dschidda ins knapp 100 Kilometer entfernte Pilgerziel Mekka zu bringen, sagte Marketingchef Tash. Wer es sich leisten kann, reist dorthin bisher mit dem Hubschrauber. Aber auch die Feriensiedlungen, die zurzeit auf Inseln im Roten Meer entstehen, ließen sich dann leichter erreichen als mit dem Boot. Er rechne mit Preisen von rund 250 Euro pro Passagier für eine Flugtaxi-Strecke von 100 Kilometern, sagte Tash. Das könnten sich nicht nur wohlhabende Kunden leisten. „Wir werden preislich sehr wettbewerbsfähig sein.2

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