Liebesbriefe sollen US-Post retten:Auch Briefträger brauchen Liebe

Amerikanische Politiker überbieten sich mit Vorschlägen, wie man die von der Pleite bedrohte US-Post retten könnte. Senatorin Claire McCaskill hat eine besonders romantische Idee - und findet dafür durchaus Liebhaber.

Liebesbriefe können Ausdruck großer Gefühle sein. Oder Zeichen äußerster Verzweiflung. Letzteres trifft im Fall der amerikanischen Post zu. Um das quasi zahlungsunfähige Unternehmen zu retten, hat eine Senatorin vorgeschlagen, der United States Postal Service solle doch "den Markt für Briefe an geliebte Wesen nutzen".

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From Claire with love: Senatorin McCaskill hat einen ungewöhnlichen Vorschlag gemacht, um die US-Post zu retten.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Claire McCaskill teilt sich gerne mit. Kaum ein Mitglied des Senates schreibt so oft Mitteilungen auf Twitter. Ob politische Meinung oder Terminplanung: Alles muss raus. Jetzt hatte die demokratische Senatorin aus dem Bundesstaat Missouri eine romantische Idee, die sie bei der Parlamentsanhörung zur Rettung der Post vortrug. Das Unternehmen solle doch auf das setzen, was es am besten könne: Informationsaustausch mit einer persönlichen Note. Die Post solle festhalten an der "Vorstellung, sich hinzusetzen und einen Brief zu schreiben und darin Gedanken, Gebete und Hoffnungen einzubringen für ein Wesen, das uns lieb ist". Es müsse nicht alles per E-Mail kommuniziert werden, sagte die 58-Jährige.

Das formell unabhängige Regierungsunternehmen leidet darunter, dass immer weniger Briefe verschickt werden. Die Digitalisierung der Kommunikation ist allerdings nur ein Grund für die Probleme der Post in den Vereinigten Staaten. Das Unternehmen ist schlicht nicht mehr wettbewerbsfähig. Die Personalkosten liegen fast doppelt so hoch wie bei den privaten Mitbewerbern UPS und Fedex.

So eigenwillig McCaskills Vorschlag klingt, er fand doch Anhänger. Post-Chef Patrick Donahoe stimmte der Senatorin "hundertprozentig" zu. Die Post werde im Herbst eine Werbekampagne starten, um den Menschen in den USA "den Wert des Briefes, die physische Verbindung" zwischen den Schreibern bewusst zu machen.

Dass darin die Lösung für die Probleme der Post liegt, glaubt aber offenbar auch Donahoe nicht: Den Kongress forderte er auf, die Post zu retten - sonst sei sie im nächsten Sommer pleite. Donahoe hat bereits Massenentlassungen vorgeschlagen, außerdem könnte er an Samstagen keine Briefträger mehr losschicken sowie Tausende Postämter schließen.

Wesentlich handfester als der Plan für eine Imagekampagne ist das Hilfsangebot des Weißen Hauses: Um der Post etwas Luft zu verschaffen, erlaubt die Regierung Obama ihr, 5,5 Milliarden Dollar für die Altersvorsorge ihrer Mitarbeiter drei Monate nach der eigentlichen Fälligkeit zu bezahlen.

Zustimmung erntete Senatorin McCaskill auch vom Ausschussvorsitzenden, ihrem demokratischen Parteikollegen Joe Lieberman. "Wir waren offen für alle Vorschläge und Ihrer ist großartig, wir müssen mehr leidenschaftliche Briefe an diejenigen schreiben, die wir lieben", sagte er. "Ich schlage Ihnen vor, einen ersten Schritt zu machen, indem Sie einen Brief an den Senator Brown schicken", scherzte Lieberman mit Blick auf den Republikaner, der als nächster Redner dran war.

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