Discounter:Lidl soll seine Läden illegal vergrößert haben

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Lidl soll bei der Ladengröße getrickst haben. (Foto: Catherina Hess)

Der Discounter soll laut einem Bericht des „Manager Magazins“ in vielen Filialen Lagerfläche ohne Genehmigung zu Verkaufsfläche umgewidmet haben. Das Ziel: Umsätze steigern.

Von Tobias Bug

Der Discounter Lidl soll jahrzehntelang in vielen seiner Filialen die Ladenfläche illegal vergrößert haben. Laut einem Bericht des Manager Magazins soll das Unternehmen seit den 1990er-Jahren heimlich die Verkaufsflächen vergrößert haben, um den Umsatz der Märkte zu steigern. Die Zeitschrift beruft sich dabei auf Aussagen von ehemaligen Lidl-Mitarbeitern und Auftragnehmern.

Ein Manager, der damals den nationalen Vertrieb mitgesteuert habe, sagte dem Manager Magazin, dass bis Ende der 2000er-Jahre deutschlandweit 300 bis 400 Filialen illegal vergrößert worden seien. Ein anderer ehemaliger Mitarbeiter sprach der Zeitschrift gegenüber sogar von 550 Märkten. In einigen der unerlaubterweise ausgebauten Filialen ist die Trickserei schon aufgeflogen, andere sind womöglich heute noch in Betrieb.

Die Schwarz-Gruppe, zu der die Lidl-Discounter gehören, äußerte sich auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung nur pauschal zu den Vorwürfen. „Wir halten uns an geltendes Recht und interne Richtlinien.“ Jedem Hinweis auf mögliche Compliance-Verstöße gehe das Unternehmen konsequent nach. So würden auch die aktuellen Vorwürfe überprüft. Die beschriebenen Vorgänge reichten weit über die Aufbewahrungsfristen hinaus, sagte eine Sprecherin dem Manager Magazin, und könnten nicht nachvollzogen werden. Es gebe keine systematische Dokumentation über den baulichen Zustand der Filialen über Jahrzehnte hinweg.

Hinter den Vergrößerungen steckt laut dem Bericht System, sie hatten angeblich vor allem ein Ziel: die Verkaufsfläche für Lebensmittel und andere Produkte zu maximieren. Viele Märkte seien schon in der Planung auf eine spätere Erweiterung ausgelegt worden. Wie ein L schmiegte sich in ihnen an die eigentliche Verkaufsfläche ein Lager an, das nur mit einfachen Trennwänden abgesteckt war. Diese seien dann, teils über Nacht, entfernt worden. Auf diese Weise seien aus 800 Quadratmetern Verkaufsfläche teilweise 1200 Quadratmeter geworden.

Manche der Tricksereien sind bereits aufgeflogen

In einigen Fällen ist die Trickserei des Discounters schon aufgeflogen. So bemerkte die Baubehörde des Rhein-Neckar-Kreises im Jahr 2011, dass eine Lidl-Filiale in Schriesheim bei Mannheim 200 Quadratmeter mehr Fläche hatte als laut Baugenehmigung erlaubt. In Potsdam läuft dem Bericht zufolge bis heute ein ordnungsrechtliches Verfahren wegen einer Vergrößerung der Ladenfläche ohne Genehmigung.

Die Strafen waren ziemlich lax. In Herne habe der Discounter für Erweiterung dreier Filialen zwischen 4500 und 7600 Euro zahlen müssen, in Leipzig für vier Vergrößerungen insgesamt 20 000 Euro und in Berlin für einen vergrößerten Markt 3000 Euro. Weil die Baubehörden untereinander kaum vernetzt sind, habe sich aus den Einzelfällen kein Muster ergeben, das System dahinter sei daher unentdeckt geblieben.

Die Strafen wirken fast lächerlich, gerade im Vergleich mit der Summe, die Lidl sich durch die Schummeleien insgesamt erschlichen haben könnte. Der Umsatz soll in den Märkten mit der größeren Verkaufsfläche um zehn bis 20 Prozent gestiegen seien, heißt es in dem Bericht. Hochrechnungen zufolge könnte Lidl auf diese Weise insgesamt mehr als 2,5 Milliarden Euro zusätzlich verdient haben. Außerdem erhöht eine größere Verkaufsfläche die Effizienz der Märkte. Wenn mehr Waren Platz finden, müssen die Angestellten seltener ins Lager laufen, um Nachschub zu besorgen. Das spart zusätzlich Personalkosten.

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