Der Internetkonzern Facebook setzt den Ausbau seiner Kryptowährung "Libra" trotz des Ausstiegs großer Investoren fort. Die Libra-Association, die von Genf aus die von Facebook entwickelte Digitalwährung verwalten soll, ist am Montag mit 21 Mitgliedern an den Start gegangen. Darunter befinden sich unter anderem der Musikstreaming-Marktführer Spotify, die Fahrdienst-Vermittler Uber und Lyft sowie der Telekommunikationskonzern Vodafone.
Kurz vor der Gründung war der Online-Reisekonzern Booking aus dem Kreis der Partner ausgestiegen. Zuvor hatten sich Mastercard und Visa, die Zahlungsdienstleister Paypal und Stripe sowie Ebay verabschiedet.
Die Anleger zeigten sich unbeeindruckt. Die Facebook-Aktie notierte am Dienstag kurz nach Handelsbeginn an der New Yorker Börse zwischenzeitlich 1,7 Prozent im Plus bei 186,39 Dollar. Von dem bisherigen Jahreshöchstwert von 204,87 Dollar am 12. Juli 2019 und auch vom Allzeithoch von 209,94 Dollar am 20. Juli 2018 ist sie noch deutlich entfernt.
Besetzung des Libra-Vorstandes steht fest
In den Vorstand der Libra-Association sind fünf Personen gewählt worden. Neben David Marcus von Facebook handelt es sich dabei um Vertreter des Zahlungsdienstleisters PayU, der Risikokapitalgesellschaft Andreessen Horowitz, der Blockchain-Firma Xapo und der gemeinnützigen Organisation Kiva Microfunds.
Verbraucher sollen Libra ab 2020 nutzen können. Wegen der potenziellen Zahl der Nutzer - bei Facebook sind etwa 2,4 Milliarden Menschen registriert - könnte die Digitalwährung im internationalen Geldsystem langfristig eine wichtige Rolle spielen. Das Projekt stößt allerdings auch auf Widerstand. Facebook hatte sich zuletzt bemüht, Bedenken zurückzuweisen, wonach die Digitalwährung in die Hoheit von Notenbanken eingreifen und zum Beispiel völlig neues Geld drucken könnte.
Zu den Unterstützern von Libra gehört Mark Carney, Gouverneur der Bank of England, der Zentralbank des Vereinigten Königreiches. Als Antwort auf die Frage des Gesetzgebers, warum Firmen wie Facebook trotz der damit verbundenen Risiken auf solche Projekte setzen, führte Carney Mängel der bestehenden Zahlungssysteme an. Die hohen Kosten für grenzüberschreitende Geldtransfers bestraften vor allem kleine Unternehmen, kritisierte er. Außerdem dauerten die Lastschriften zu lange.
Bundesfinanzminister Olaf Scholz begrüßte dagegen den Rückzug namhafter Partner. "Ich bleibe bei meiner sehr kritischen Haltung", sagte er. Das Projekt sei eine Bedrohung für die Autonomie von Staaten und für demokratische Entscheidungsstrukturen. "Wir müssen deswegen dafür Sorge tragen, dass die Herausgabe einer Währung eine Angelegenheit von Staaten bleibt und nicht großer privater Firmen."