Süddeutsche Zeitung

Libor-Skandal:Finanzaufsicht ermittelt gegen neun weitere Banken

In den Skandal um die Manipulation des wichtigen Zinssatzes Libor sind womöglich mehr Banken verstrickt als bisher bekannt: Im Visier der amerikanischen Ermittler sind jetzt 16 Großbanken. Auch die deutsche WestLB hat eine Vorladung erhalten.

Der Skandal um die Manipulation des wichtigen Referenzzinses Libor weitet sich aus: Neun weitere Großbanken sollen Vorladungen von den US-Untersuchungsbehörden erhalten haben, wie die Financial Times und das Wall Street Journal berichten. Zu den verdächtigten Instituten gehören die deutsche WestLB und namhafte internationale Geldhäuser wie Bank of America, Société Générale, Credit Suisse und die japanische Mitsubishi-Bank.

Die Großbanken legen den Libor gemeinsam fest. Der Zins zeigt an, zu welchen Konditionen sich Banken gegenseitig Geld leihen, und dient als Richtwert für sehr viele Finanzgeschäfte. Er beeinflusst Hunderte Billionen Euro an Vermögen. Das System Libor ist sehr anfällig für Absprachen.

Schon im August und September sollen der New Yorker Justizminister (Attorney General) Eric Schneiderman und sein Amtskollege aus Connecticut, George Jepsen, die Vorladungen rausgeschickt haben. In den Untersuchungen soll festgestellt werden, ob die Banken an illegalen Absprachen um den Libor zwischen 2005 und 2009 beteiligt waren.

Bislang beschränkten sich die Ermittlungen offiziell nur auf sieben Institute, darunter auch die Deutsche Bank. Die britische Großbank Barclays hatte im Juni bereits einer Strafzahlung von 450 Millionen Dollar zugestimmt. Daraufhin ist der Chef der Bank zurückgetreten.

Wegen der Manipulationen plant die britische Finanzaufsicht (FSA) eine Reform des Libors. Um die Einflussmöglichkeiten der Banken zu verringern, soll künftig nicht mehr die British Banking Association (BBA) für die Festlegung des Zinssatzes zuständig sein, also die Banken selbst. Stattdessen soll ein Gremium nach den Vorgaben der Aufsicht die Verantwortung für den Libor übernehmen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1506741
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/bero/bbr
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.