Libanon: Oh, Flaschenbaum

Aus 129 000 Plastikflaschen hat eine Frau einen Tannen­baum gebaut - und will Mexiko den Rekord streitig machen. Ihre Chancen sind nicht schlecht.

Es sind gerade stürmische Zeiten in Libanon. Seit Oktober gehen Hunderttausende Menschen auf die Straßen und fordern ein Ende der Korruption und Vetternwirtschaft. Caroline Chaptini hat am Mittwochabend ihre ganz eigene Mission erfüllt. Die 36-jährige Libanesin aus der nördlichen Küstenstadt Chekka sammelt seit acht Monaten Plastikflaschen. Ihr Ziel: Einen fast 30 Meter hohen Weihnachtsbaum damit zu bestücken. Insgesamt sammelte sie 129 000 Flaschen ein . Dass es nun geklappt hat, mache ihr Hoffnung, sagt Chaptini am Telefon. "Ich bin eine einfache arabische Frau, aber auch ich kann Einfluss nehmen. Wegen mir haben 129 000 Einzelpersonen keinen Müll verursacht. Das ist doch perfekt." Was natürlich auch perfekt wäre: Mexiko den Weltrekord streitig zu machen. Im vergangenen Jahr hatten Schüler in Mexiko 98 000 Plastikflaschen gesammelt und damit einen ähnlich großen Weihnachtsbaum gebaut. Auf Twitter klingt Chaptini schon sehr zuversichtlich ("bye bye mexiko"), auch wenn sie von Guinness World Records noch keine Antwort hat. Die Plastikflaschen sollen nach der Weihnachtszeit ans Rote Kreuz gehen. Der Erlös soll für Hörgeräte und Rollstühle verwendet werden. Eigentlich ist Chaptani gar keine Umweltaktivistin, sie arbeitet bei einem Optiker in Chekka, aber das viele Plastik, das nervte sie irgendwann. Seit Jahren kämpft das Land gegen eine Müllkrise an, die Müllabfuhr kommt oft tagelang nicht. Doch nicht nur die schwache Infrastruktur ist schuld an der Müllkrise, auch in der Bevölkerung fehlt oft ein Umweltbewusstsein. Selbst Zigarettenschachteln werden in Plastiktüten über den Einkaufstresen gereicht. Vielleicht regt Chaptinis Baum ja ein paar mehr Menschen zum Nachdenken an. Einen Weltrekord könnte das krisengebeutelte Land jedenfalls gut gebrauchen. Nur so für die Stimmung.