Lexikon Geldanlage - Teil 4:Globales Geld sucht Anlageziel

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Vernetzter Kontinent: 450 Millionen Menschen leben in der EU. Alle, die wollen, sollen auf den digitalen Plattformen über die Zukunft der Union diskutieren können. (Foto: AFP)

Internationale Investoren denken in Regionen, Branchen und Währungsräumen. Übergreifende Börsenbarometer von Stoxx, MSCI und Co. gewinnen seit der Euro-Einführung an Bedeutung gegenüber den Aktienindizes einzelner Länder.

Von Simone Boehringer

Wenn Amerikaner nach Europa reisen, dann wollen sie oft alles Relevante auf einmal sehen, was ihnen ihr Reiseportal gerade empfiehlt: Zentraleuropa inklusive Italien in acht Tagen ist so eine beliebte Variante. Oder Europa komplett in zwei Wochen. Das mag man oberflächlich finden oder großspurig. Es ist in jedem Fall effizient - und das Risiko, Wesentliches zu verpassen, lässt sich auf diese Weise klein halten. Und genau dies ist auch der Ansatz eines Investments in ein internationales Aktienbarometer, eines wie der Euro-Stoxx-50 oder der MSCI Europe, um bei Europa zu bleiben.

Auch andere Indexanbieter zielen seit fast zwanzig Jahren auf Kontinente, nicht mehr nur auf Länder. Nicht zufällig wurden die beiden Unternehmen hinter den genannten Indizes, die Stoxx Limited und Morgan Stanley Capital International Inc. (MSCI) bis 1998 gegründet. 1999 wurde der Euro eingeführt. Die bis dato vorherrschenden Indizes wie der Dax-30 in Deutschland, der CAC-40 in Frankreich und der FTSE-100 in England, die jeweils die wertvollsten Aktiengesellschaften ihres Landes repräsentierten, büßen seitdem gegenüber den breiter in Europa aufgeteilten Barometern zunehmend an Bedeutung ein - zumindest aus Sicht internationaler Investoren, die oft gar nicht so genau wissen wollen, ob ein Unternehmen seinen Hauptsitz im Land A, B oder C hat. Vielmehr geht es um Währungsräume, Eurozone, Dollarraum, Yen, Pfund, Yuan, die Schwellenländer etwa Asiens und Südamerikas mit ihren besonderen Chancen und Risiken.

Das sind die Kategorien, in denen große Investoren, seien es Staats- oder Publikumsfonds, Pensionskassen oder Anbieter von indexbasierten Exchange Traded Funds (ETF), denken. Sie möchten ihr Kapital möglichst breit streuen, um Branchen- und Währungsrisiken im Griff zu halten.

An dieser regionalen Einteilung vorbei am Kapitalmarkt zu punkten, ist für einzelne Unternehmen schwer geworden, zumal für Firmen, die mangels Größe nicht in der ersten Börsenliga von Dax, Stoxx und Co. gelistet sind. Potenzial sehen Experten hier am ehesten noch beim Dax als Repräsentant des Kapitalmarktes der stärksten Wirtschaftsmacht Europas. Gerade von der jüngsten Neugestaltung der Index-Familie der Deutschen Börse hatte sich manch Profianleger eine Verbreiterung von 30 auf 50 Werte erhofft. Aber dieser Schritt hätte große Rochaden nach sich gezogen, sämtliche indexnahen Fonds hätten ihr Portfolio umschichten müssen - dieses Risiko scheute man in Frankfurt.

© SZ vom 28.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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