Lexikon Geldanlage - Teil 3:Prozente, die die Welt bewegen

Leitzinsen beeinflussen die globalen Geldströme. US-Notenbankchef Jerome Powell erhöht gerne mal den Satz, Präsident Donald Trump gefällt das nicht. Außerdem: Was es mit dem Basissatz auf sich hat.

Von Simone Boehringer und Markus Zydra

Es gab Zeiten, da war die Geldpolitik der Zentralbanken ein Thema für Feinschmecker. Doch seit sich die Währungshüter nach Ausbruch der globalen Finanzkrise 2008 zum Stabilisator der Weltwirtschaft aufgeschwungen haben, merken die Bürger: Der Leitzins einer Notenbank hat tatsächlich Konsequenzen fürs tägliche Leben, besonders wenn die Geldpolitik extrem locker ist. So hält die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins seit Jahren bei null Prozent. Die Kredite für Immobilien sind, vor allem in Deutschland, so günstig wie nie. Gleichzeitig werfen Spareinlagen nichts mehr ab.

Man spricht häufig von dem Leitzins, um sich die Sache einfacher zu machen. Tatsächlich setzen Notenbanken häufig drei Leitzinsen. Da gibt es den Einlagenzins. Der ist relevant, weil auch Banken für ihre Überschüsse ein Girokonto brauchen und dieses bei der Notenbank führen. Aktuell fordert die EZB auf diese Guthaben einen Strafzins von 0,4 Prozent. Die Banken sollen ermuntert werden, mehr Geld zu verleihen. Der Hauptrefinanzierungssatz zu null Prozent ist der wichtigste Leitzins der EZB. Er dient der Bankenrefinanzierung. Darüber hinaus gibt es den Spitzenrefinanzierungssatz, den die EZB bei 0,25 Prozent fixiert hat. Zu diesem Preis finanzieren Banken ihren Übernachtbedarf an Geld.

Jede Zentralbank hat eigene Mechanismen ihrer Geldpolitik entwickelt. Der Auftrag ist derselbe. Man möchte über eine geschickte Zinssteuerung hohe Inflationsraten verhindern. Leitsatzänderungen beeinflussen auch die Geldströme. Niedrige Zinsen etwa machen es besonders lohnenswert, in riskantere Aktien zu investieren, weil eben die Rendite auf sicherere (Bundes-)Anleihen sehr niedrig ist. Hohe Zinsen leiten Kapital in sichere Anleihen und ziehen Geld aus dem Ausland an, wenn es dort weniger Zinsen auf Erspartes gibt. Notenbanker sind politisch unabhängig und gelten als Technokraten, die auf Basis ökonomischer Daten entscheiden.

Im Kursteil der SZ finden sich ab sofort neben den Leitzinsen von EZB und US-Federal-Reserve die Leitsätze Großbritanniens, der Schweiz, Japans und Chinas. Der für die Peoples's Bank of China aufgeführte Satz ist der für Einjahres-Leihen zu aktuell 4,35 Prozent. In der Rubrik steht auch der Basiszins gemäß BGB, §247. Die Bundesbank gibt ihn bekannt, er dient der Berechnung von Verzugszinsen. Seit 2013 ist der Basissatz negativ, aktuell bei minus 0,88 Prozent. Das bedeutet, dass Gläubigern gesetzlich nur 4,12 Prozent Verzugszinsen zustehen, denn der im BGB festgelegte Verzugszins liegt für Verbraucher bei fünf Prozent. Interessant ist, dass der Fiskus die aktuelle Zinslage nicht nachvollzieht. Steuerschulden und Rückzahlungsguthaben sind zu sechs Prozent verzinst.

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