Levi's-Jeans:Sauber gealtert

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Den verbrauchten Look der Hosen möchte der Hersteller Levi's künftig mit Robotern erzeugen. Menschenrechtler hatten die Gesundheitsrisiken beklagt. Die digitale Umstellung in den Werken ist aber kein Akt reiner Nächstenliebe.

Von Kathrin Werner

Als Levi Strauss am 20. Mai 1873 das Patent für die erste Bluejeans bekam, ging es dem deutsch-amerikanischen Industriellen und seinem Geschäftspartner, dem Schneider Jacob Davis, vor allem um eines: um robusten, ebenmäßigen Stoff. Patent Nummer 139.121 war für Arbeitshosen gedacht, einsatzbereit in Goldminen, an Cowboy-Beinen oder auf Bauernhöfen. Würde Strauss die Jeans sehen, mit denen die Menschen heute durch die Städte flanieren, wäre er vermutlich höchst unzufrieden: überall Löcher und verblichene Stellen. Modische Jeans sehen selbst im Geschäft schon so aus, als habe sie jemand seit Jahren getragen.

Die Löcher, Risse und Bleichungen machen eine ganze Menge Arbeit. Bislang erledigen vor allem Billiglöhner in Ländern wie Bangladesch oder Kambodscha die Stoffbearbeitung für die globale Jeans-Industrie, teilweise mit extremen Konsequenzen für ihre Gesundheit, vor allem für Haut und Lunge. Für Designs wie Stonewashed nutzen die Hersteller giftige Chemikalien und sehr viel Wasser, das die Umwelt um die Fabriken herum verschmutzt. Hinzu kommt langwierige Handarbeit mit Schwämmen, Sandpapier, Bohrern und Scheren.

Lange Zeit war es auch üblich, Jeans mit Sandstrahlgebläsen zu bearbeiten, was bei Arbeitern eine unheilbare Lungenkrankheit auslöste. Marken wie Armani, Levi's, Benetton, Mango und Burberry haben die Technik darum schon vor Jahren verboten, Menschenrechtlern zufolge gibt es aber noch immer Fabriken in Asien, die damit arbeiten.

Levi Strauss, der Jeans-Weltmarktführer, will das ändern. Das Konzern-Forschungslabor Eureka Innovation Labs hat einen Roboter entwickelt, der die Denim-Nachbearbeitung per Laser erledigt. Er brennt eine dünne Schicht Baumwolle und Indigo weg, 90 Sekunden braucht er dafür und soll so präzise arbeiten, dass der Textilabfall reduziert wird. Für aufwendige Designs brauchen Arbeiter bis zu 20 Minuten pro Hose.

Automatisierte Fabriken sollen die Kosten von Levi's senken, selbst in Billigarbeitsländern steigen die Löhne. Handarbeit soll mit den Lasern überhaupt nicht mehr erforderlich sein. Levi's Pläne verdeutlichen die wachsende Konkurrenz für Fabrikarbeiter selbst in den billigsten Ländern. Laut der Internationalen Arbeitsorganisation beschäftigt die Textilindustrie in Entwicklungsländern in Asien gut 43 Millionen Menschen.

Die Zahl der für die Jeans-Herstellung nötigen Chemikalien soll mit den Lasern von mehreren Tausend auf ein gutes Dutzend fallen, verschwinden soll unter anderem das Oxidationsmittel Kaliumpermanganat, das die Industrie für den Vintage-Look verwendet. Levi's hat sich verpflichtet, bis 2020 den Ausstoß von Giften aus den Fabriken zu eliminieren. Das Unternehmen aus San Francisco mit einem Jahresumsatz von 4,9 Milliarden Dollar will dann fast alle Jeans mit der neuen Technik bearbeiten. Levi's hat zwei Fabriken in Polen und Südafrika und eine kleine Anlage im Heimatland für die Made-in-the-USA-Kollektion, der Rest der Klamotten stammt von Auftragsfertigern. Wie viel die Einführung der Lasergeräte kostet, gab Levi's nicht bekannt, den Großteil werden wohl die Partnerunternehmen zahlen müssen.

Levi's hat auch eine Software erfunden, die es Designern leichter macht, ihre Ideen für Löcher, Nähte oder Muster umzusetzen. Künftig sollen sie digitale Prototypen per Computer an die Fabriken schicken können, der Laser setzt sie dann um. Die neue Technik hat den Vorteil, dass der Produktionsprozess schneller wird und Designs zügiger auf den Markt kommen. Sogenannte Fast-Fashion-Firmen wie Zara haben vorgemacht, wie wichtig schnellerer Durchsatz in den Läden ist. Levi's will künftig Jeans in hell, mittel und dunkel einlagern. Je nach Nachfrage, können die Designer dann die Roboter an die Arbeit schicken. "Unser Ziel war, zwei Herausforderungen anzugehen: Schnell auf sich ändernde Trends zu reagieren und den Herstellungsprozess nachhaltiger zu machen", sagte Levi's-Chef Chip Bergh. "Dies ist die Zukunft der Jeans-Produktion."

© SZ vom 01.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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