Leverage Ratio:BHW Bausparkasse schießt Geld nach

Die Leverage Ratio, das Eigenkapital im Verhältnis zur Bilanzsumme, soll demnächst auch für Bausparkassen gelten.

Von Heinz-Roger Dohms

Seit Jahrzehnten gehört die BHW zu den größten Bausparkassen des Landes. Nach dem Börsengang 1997 stieg die Marktkapitalisierung des Finanzdienstleisters aus Hameln sogar mal auf mehr als fünf Milliarden Euro. Doch das ist lange her. Groß sind heute eher die Probleme. So hatte die BHW nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung in den vergangenen Monaten mit einem ausgewachsenen Kapitalproblem zu kämpfen. Das kommt daher, dass die sogenannte Leverage Ratio - sie misst das Eigenkapital in Relation zur Bilanzsumme - demnächst auch für Bausparkassen gelten soll. Ende 2016 kam die BHW nach groben Berechnungen aber gerade einmal auf den geforderten Minimalwert von drei Prozent. Daher sah sich die traditionsreiche Bausparkasse im ersten Halbjahr zu einer Rekapitalisierung genötigt - und zwar in Höhe von 240 Millionen Euro. Damit liegt die Leverage Ratio jetzt bei 3,84 Prozent. Die Postbank betont, dass die Viertelmilliarde weder von ihr selbst noch von der Deutschen Bank gekommen sei, sondern aus der BHW-Gruppe selbst. Zu diesem Zweck seien "Bewertungsreserven realisiert" worden.

Auf Bitten der SZ hat sich der renommierte Finanzanalyst Stefan Best die Zahlen der BHW näher angeschaut. Seine Einschätzung: "Die Ertragslage ist ziemlich unter Druck." Offiziell wies die BHW Bausparkasse zwar für 2016 einen Überschuss von 37 Millionen Euro aus - nach 10 Millionen Euro im Jahr zuvor. Tatsächlich lebt das Unternehmen aber eher von seiner Substanz als von seinem operativen Geschäft. 2015 wurden zum Beispiel latente Steuern in Höhe von 64,0 Millionen Euro und 2016 gar in Höhe von 90,1 Millionen Euro aktiviert. Zudem wurden sowohl 2014 (56,5 Millionen Euro) als auch 2016 (31,4 Millionen Euro) Erträge aus dem sogenannten Deckungsvermögen bilanziert. Hinzu kommen 68,5 Millionen Euro aus dem Fonds zur bauspartechnischen Absicherung. Ein Sprecher widerspricht der Deutung, in Hameln sei die Ertragslage schlechter als bei anderen Bausparkassen. Zudem verweist er auf drei aufsichtsrechtliche "Stresstests", denen sich die BHW in den vergangenen vier Jahren unterziehen musste - und die "ausnahmslos erfolgreich absolviert" worden seien.

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