Immobilien:Leuchtturm-Projekt

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Lust auf eine einsame Insel? Das Penfield Reef Lighthouse ist zur Auktion frei. (Foto: wikimedia commons/ CC BY-SA 4.0)

Seeleute orientieren sich schon lange nicht mehr an ihnen. In den USA stehen deshalb jetzt eine Rekordzahl von Leuchttürmen zum Verkauf. Manche sind Schnäppchen.

Von Kathrin Werner

Es soll Menschen geben, die sich an stressigen Tagen mit Eskapismus trösten. Der Chef nervt? Akten, Abwasch oder Schmutzwäsche stapeln sich? Wie schön es doch wäre, auf eine einsame Insel zu ziehen oder zumindest ein Ferienhäuschen irgendwo zu haben. Also surft man auf Immobilienwebsites und träumt von einem anderen Leben.

Die US-Regierung hat nun Standorte für solch ein anderes Leben im Angebot, die abgeschiedener kaum sein könnten. Zum Beispiel das Penfield Reef Lighthouse in Connecticut. Der Leuchtturm in der Einfahrt in den Long Island Sound wurde 1874 erbaut und liegt in einem der gefährlichsten Gebiete in den dortigen Gewässern, gut 1,8 Kilometer vor der Küste von Fairfield an einem Ende des Riffs. Überraschungsbesuch ist dort eher unwahrscheinlich. Nachbarn gibt es keine.

Hübsch, aber für die Seefahrt kaum noch nützlich: Das Lynde Point Lighthouse in Connecticut. (Foto: All mauritius images/mauritius images / Lucky-photogr)

Der Leuchtturm und neun weitere stemmen sich zwar schon seit oft mehr als 100 Jahren gegen Sturm und Wellen, wiesen Seeleuten und Ausflüglern den Weg zur Sicherheit durch die dicken Nebelschwaden der amerikanischen Küste, boten Seevögeln Rast und Menschen nach einer langen Überfahrt Hoffnung. Land in Sicht! Doch heute braucht sie niemand mehr, ihre Arbeit übernimmt inzwischen moderne Navigationstechnik. Die Küstenwache unterhält zwar häufig Navigationsgeräte an oder in der Nähe von Leuchttürmen, die Bauwerke selbst aber sind entbehrlich.

Man könnte sie einfach stehen lassen, als Wahrzeichen und Touristenattraktion. Schließlich sehen einige von ihnen aus, als stammten sie direkt aus einem Gemälde von Edward Hopper. Das Problem ist nur: Die Türme verwittern im Kampf mit den Gezeiten, die Renovierung kostet Geld - und das will der Staat nicht ausgeben. Jedes Jahr im Mai stellt die zuständige Behörde General Services Administration deshalb einige Leuchttürme zum Verkauf. Während der diesjährigen "Leuchtturmsaison" ist es eine Rekordzahl von Objekten, wie die Behörde gerade mitteilte: zehn.

Sechs Leuchttürme will die Behörde an Bundes-, Landes- oder Kommunalregierungen, gemeinnützige Organisationen, Bildungseinrichtungen oder andere Gruppen verschenken. Diese müssen sich im Gegenzug verpflichten, die historischen Gebäude zu erhalten und sie der Öffentlichkeit für Bildungs-, Erholungs- oder kulturelle Zwecke zur Verfügung zu stellen. Vier weitere Leuchttürme werden vom nächstem Monat an online versteigert - an jeden, der mitbieten möchte. Einer davon: das Penfield Reef Lighthouse in Connecticut. Gebote nimmt die Behörde vom 12. Juni an entgegen.

Das Nobska Lighthouse befindet sich an der südwestlichen Spitze von Cape Cod und soll an eine wohltätige Einrichtung gehen - kostenlos. (Foto: imago classic/imago images/Lorenzo De Simone)

Im Jahr 2000 hat der US-Gesetzgeber den National Historic Lighthouse Preservation Act verabschiedet, der es der General Services Administration erlaubt, die Leuchttürme gewinnbringend zu verkaufen. Seither haben mehr als 150 Leuchttürme neue Eigentümer gefunden. Die Gesamteinnahmen in Höhe von mehr als zehn Millionen Dollar hat die Küstenwache in neue Navigationstechnik investiert. Auch in anderen Ländern stehen immer mal wieder Leuchttürme zum Verkauf, kürzlich etwa der sogenannte Hamburger Leuchtturm in Cuxhaven oder Pladda Island, eine schottische Privatinsel mit eigenem Leuchtturm, die beide für jeweils rund eine halbe Million Euro inseriert wurden.

Leuchttürme kosteten bislang zwischen 10 000 und 933 888 Dollar

In den USA geht es auch deutlich billiger. Rund 70 amerikanische Leuchttürme gingen bereits an Privatleute per Auktion. Pro Leuchtturm nahm die Behörde nach eigenen Angaben zwischen 10 000 und 933 888 Dollar ein. Sie warnt allerdings auch, dass man sich genau überlegen soll, ob man sich so eine Immobilie am Meer wirklich ans Bein binden will: Die Kosten für die Instandhaltung von Leuchttürmen hingen natürlich davon ab, was der neue Eigentümer zu tun gedenkt, teilte sie mit. "Eine vollständige Restaurierung kann Tausende von Dollar kosten, während eine einfache Reinigung viel weniger kostet." Neue Eigentümer sollten damit rechnen, dass sie streichen, reinigen und möglicherweise kaputte oder fehlende Teile ersetzen müssen. "Die meisten Leuchttürme verfügen über keine Toiletten, sodass Kosten anfallen, um den Leuchtturm bewohnbar zu machen."

Das Penfield Reef Lighthouse ist bereits zum Teil renoviert, es gibt sogar Solarstrom. Ein Haken bleibt: Laut lokalem Mythos spukt es dort.

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