Süddeutsche Zeitung

Leo Kirchs Vertraute:Die Kinder des Medienpaten

Viele nannten ihn voller Ehrfurcht nur den "Alten": Leo Kirch war einer der einflussreichsten Medienunternehmer Deutschlands - seine Kirch-Gruppe hat viele deutsche Medienmanager hervorgebracht. Wer Kirch seine Karriere zu verdanken hat. Ein Überblick in Bildern.

"Ich verdanke ihm die berufliche Chance meines Lebens", sagt Georg Kofler über Leo Kirch. Der Südtiroler wurde zunächst Büroleiter bei Kirch und im Oktober1988 Geschäftsführer des damaligen Kleinsenders Eureka. Daraus machte er später Pro Sieben, brachte die Firma an die Börse und legte somit den Grundstein für die Pro Sieben Sat 1 Media AG. 2002 übernahm er die Führung des ambitionierten aber wirtschftlich erfolglosen Bezahfernsehanbieters Premiere - und brachte ihn ebenfalls an die Börse.  Heute ist Kofler mit einer Beteiligungsfirma in der Energiebranche tätig. Er hatte aber auch noch lange engen Kontakt zu seinem ehemaligen Mentor.

Ebenfalls eng mit Kirch war immer Thomas Haffa (Bild aus dem Jahre 2000): 1979 hatte ihn Kirch in seinen Konzern geholt. Haffa galt schnell als "begnadeter Verkäufer" und machte sich mit der Hilfe Kirchs 1989 selbständig. Im Internetboom ging Haffa mit EM.TV an die Börse - immer im Hintergrund war Leo Kirch. Haffa revanchierte sich: Um Kirch aus der Klemme zu helfen, kaufte er seinem alten Arbeitgeber beispielsweise Filmrechte für eine halbe Milliarde Euro ab. Als er riskant bei der Formel Eins einstieg, übernahm sich Haffa und scheiterte. Auch Kirch konnte ihm damals nicht mehr helfen, weil er selbst kurz vor der Pleite stand.

Bis zuletzt ein enger Vertrauter: Dieter Hahn (im Vordergrund). Trotz seiner aggressiven Expansionsstrategie, hielt Kirch ihm immer den Rücken frei. Den Kampf gegen die Deutsche Bank bestritten die beiden gemeinsam. 1993 hatte Hahn beim Deutschen Sportfernsehen angeheuert, 1997 wurde er in die Geschäftsführung der Kirch-Gruppe berufen. Seine größter Coup: Er kaufte die Fernsehrechte für die Fußballweltmeisterschaften 2002 und 2006. Zum Lohn wurde er 1998 Vizechef der ganzen Gruppe. 2001 plante er noch den Börsengang für den gesamten Konzern, aber im Frühjahr 2002 kam die Pleite. Doch Hahn blieb an Kirchs Seite - bis zuletzt.

"Leo Kirch war einer der größten Unternehmer der Nachkriegsgeschichte", sagte Fred Kogel nach Kirchs Tod am Donnerstag. Auch er hat Kirch viel zu verdanken: Kogel war 1995 Geschäftsführer bei Sat 1 geworden und holte Thomas Gottschalk, Harald Schmidt und die Fußball-Bundesliga zum Sender. Am Ende fusionierte Sat 1 mit Pro Sieben. Kogel wurde einer der Geschäftsführer der Kirch Media, nach der Kirch-Pleite ging er zur Filmfirma Constantin von Bernd Eichinger. Heute hat Kogel eine eigene Produktionsfirma und er ist Aufsichtsratschef bei Constantin Film. Im Bild: Fred Kogel (links) mit Waldemar Hartmann und Entertainer Harald Schmidt im Jahre 2009.

Den Kontakt zu Kirch hat auch Jan Mojto nie verloren. Der gebürtige Slowake war einer der engsten Vertrauten von Kirch; Mojto hatte in der Kirch-Gruppe den Filmrechtehandel organisiert. Nach der Insolvenz machte er sich selbständig, später kaufte er die Traditionsfirma Beta-Film aus der Insolvenzmasse. Mojto ist noch immer erfolgreich in der Medienbranche, produziert Filme wie John Rabe.

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